von Tim Frehler, Elena Müller und Gabriel Rinaldi
Diese Meldung stammt aus dem folgenden Briefing des Dossiers Platz der Republik:
Der Apple-Konzern mit seiner besonders umfassenden internationalen Lieferkette und den hohen Margen dient oft als Sinnbild für die Extreme der Globalisierung. Auch im Zollchaos richtet sich der Blick besonders häufig auf den prestigeträchtigen Elektronikhersteller.
Nervosität bei Apple: Der US-Präsident stellt mit seinen horrenden Zöllen vor allem gegen China jedoch das Geschäftsmodell des Unternehmens grundsätzlich infrage. Auch die Ausnahmen für Elektronik, von denen Trump am Montag erneut sprach, werden nichts daran ändern, dass langfristig doch Zölle gelten sollen. Er will in den nächsten Tagen weitere Vorhaben ankündigen. „Schau, ich bin ein sehr flexibler Mensch – ich ändere zwar nie meine Meinung, aber ich bin flexibel“, versuchte Trump seine wankelmütige Politik zu erklären. Trotz der Ausnahmen herrscht bei Apple daher Nervosität, analysiert Finn Mayer-Kuckuk von unserem Dossier Geoökonomie.
Schlag gegen den Kern der globalen Apple-Lieferkette: Bislang hat Apple seine Waren vor allem von Auftragsherstellern in China herstellen lassen. Das würde bei US-Zöllen von 145 Prozent auf China-Waren nicht mehr funktionieren. Derzeit werden 87 Prozent der iPhones in China produziert, schätzt Morgan Stanley. Zusammen mit Notebooks und Tablets machen sie drei Viertel des Apple-Umsatzes aus.
Diversifizierung: Zwar verlagert Apple in großem Stil und mit wachsendem Tempo Produktionen aus China heraus, vor allem nach Indien und Vietnam. Ziel ist es, während der 90-tägigen Übergangsfrist Zollkosten zu vermeiden. In Indien sollen 2025 mindestens 50 Millionen iPhones produziert werden, in Vietnam zunehmend MacBooks und iPads für den US-Markt. Die Diversifizierung ist laut Zulieferern „im vollen Gange“.
Apple am Rande des Abgrunds: Doch logistisch ist die Verlagerung kaum rechtzeitig zu bewältigen. Zudem sollen die Ausnahmen für andere Länder wieder auslaufen. Vor allem für Vietnam gelten dann horrende Zölle. Apple drohen schon jetzt Preiserhöhungen und der Verlust von Marktanteilen an Samsung aus Südkorea. Für das Land gilt derzeit nur der Basiszoll von zehn Prozent. Apples Teilumzug nach Indien und Vietnam könnte zudem Peking verärgern. China gehört zu den wichtigsten Absatzmärkten des Konzerns.
Trump will Apple-Produktion in den USA: Bislang schien Firmenchef Tim Cook zu glauben, sich auf Trumps Äußerungen für seine strategische Planung verlassen zu können. Doch selbst im Kampf gegen die Importe ist Trump höchst wankelmütig und improvisiert jeden Tag aufs Neue.
Trotz der Ausnahmen: Langfristig will die Trump-Bewegung die Herstellung zurück in die USA zwingen, wie Handelsminister Howard Lutnick am Wochenende betonte. Für Apple würde damit eine Ära enden, die dank Produktdesign in den USA und günstiger Produktion im Ausland hohe Gewinnmargen erlaubte.