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Meldung

Steinmeier und Scholz mahnen in Potsdam

Diese Meldung stammt aus dem folgenden Briefing des Dossiers Platz der Republik:

Nur 350 Meter liegen zwischen dem neuen Synagogenzentrum in Potsdam und der Garnisonkirche, berichtet Valerie Höhne. Gestern war Kanzler Olaf Scholz (SPD) zu Besuch in der Synagoge, wenige Minuten bevor Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier den Turm der Kirche wiedereröffnete. Mit in der Kirche: Brandenburgs Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD).

Mehrere Dimensionen: Dass Olaf Scholz in seinem Wahlkreis Termine wahrnimmt, wäre weniger berichtenswert, wenn Woidke nicht vorher medienwirksam angekündigt hätte, keine gemeinsamen Termine mit dem Kanzler wahrzunehmen. Die SPD Brandenburg hat es im Wahlkampf, so ihre Analyse, ohne die Bundesgenossen einfacher. Laut ZDF-Politbarometer sind 58 Prozent der Befragten unzufrieden mit dem Kanzler. Dass er ausgerechnet an diesem Tag, dem Tag der Wiedereröffnung der Garnisonkirche, in der Synagoge ist, soll Zufall sein. Bemerkenswert ist es trotzdem.

„Ein berührender Moment“ sei das für ihn, sagte Scholz, dass nach der „furchtbaren Geschichte“ während des Nationalsozialismus jüdisches Leben wieder Plätze in Deutschland finde. Einer der Orte, der für die Nazi-Herrschaft stand, ist die Garnisonkirche, über deren Wiederaufbau lang gestritten wurde. Auf dem Dach der Synagoge, auf dem Scholz stand, waren die Demonstranten gegen den Wiederaufbau der Garnisonkirche zu hören. Dort hatten die Nazis am 21. März 1933 ihre Allianz mit den konservativen Traditionalisten der Weimarer Republik inszeniert. Die Kirche, sagte Steinmeier eine gute Stunde später, sei bereits in Preußen ein Symbol für Militarismus und Nationalismus gewesen. Es sei nun ein Ort, an dem man fragen müsse, welche und wessen Geschichte erzählt würde.

Die Geschichte der Esther: Ein Gemeindevertreter überreichte Scholz eine Esther-Rolle in Holz. Die Schriftrolle erzählt die biblische Geschichte von Königin Esther, die das jüdische Volk im Perserreich vor der Vernichtung gerettet haben soll. Die Rolle, erklärte ein Gemeindevertreter dem Kanzler, habe eine eigene Geschichte und sei nur mit Mühe vor der Zerstörung durch die Nazis bewahrt worden. Scholz gab die Esther-Rolle dann symbolisch an die Gemeinde zurück. Steinmeier mahnte 350 Meter weiter, die Garnisonkirche nicht denen zu überlassen, die sie „für ihre demokratiefeindlichen Interessen benutzen wollen“.

Steinmeier und Scholz mahnen in Potsdam (Meldung) | SZ Dossier