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Meldung

Die Zweite-Klasse-Kitas

Diese Meldung stammt aus dem folgenden Briefing des Dossiers Platz der Republik:

Kitas sollen Chancengerechtigkeit schaffen. Wie schwierig das ist, zeigt eine neue Analyse der Friedrich-Ebert-Stiftung. In Kitas finde eine „Segregation im Sinne einer ungleichen Verteilung bzw. Ballung bestimmter Merkmale von Kindern und Familien“ statt, finden die Autoren. Kitas mit vielen Kindern aus sozioökonomisch schwierigen Verhältnissen hätten tendenziell mehr Kinder mit Förderbedarf, mit Fluchterfahrung, mit Sprachbarrieren, mit Behinderungen oder Diagnosen. Das Personal sei stärker gefordert, die Arbeitszufriedenheit geringer, die Eltern würden weniger mitarbeiten.

Ein Beispiel aus meiner Nachbarschaft: Eine Kita in meiner Nachbarschaft im Berliner Norden musste wegen Personalmangel die Öffnungszeiten reduzieren. Eine Folge: Kinder, deren Eltern beide arbeiteten, wechselten die Kita, weil sie mit den neuen Öffnungszeiten nicht zurechtkamen. Das belegt auch die Analyse der Friedrich-Ebert-Stiftung. Unterschiedliche Studien zeigten, dass „ganztägige Angebote vorwiegend von ressourcenstarken Familien genutzt werden“, hieß es. Ganztagsplätze bekommen oft Eltern, bei denen beide Vollzeit arbeiten.

In Zahlen: Kitas mit mehr Kindern aus armen Familien haben 11,5 Prozent Kinder mit Förderbedarf, in Kitas mit mehr Kindern aus der Mittel- oder Oberschicht haben nur 2,5 Prozent der Kinder einen Förderbedarf. Der Anteil der Kinder, die zuhause nicht hauptsächlich Deutsch sprechen, lag in Kitas mit mehr Kindern aus armen Familien bei 41 Prozent, bei Kitas mit mehr Kindern aus bessergestellten Elternhäusern bei 6,8 Prozent. Allerdings war die Ressourcenausstattung von Kitas mit mehr Kindern aus armen Familien höher als die der Vergleichskitas. Eine Empfehlung der Autoren: Die Zusammensetzung der Kitas zum Beispiel durch die Jugendhilfe stärker „chancengerecht“ zu steuern, also die Kinder besser aufzuteilen, um Segregation zu vermeiden.