Wie Plattformen junge Männer radikalisieren – und warum wir Regulierung brauchen (Gastbeitrag)

Julia Ebner

Expertin für Online-Radikalisierung

Julia Ebner ist Co-Direktorin des Institute for Strategic Dialogue in Berlin und leitet das Violent Extremism Lab an der University of Oxford. Sie ist Autorin der Bücher Wut, Radikalisierungsmaschinen und Massenradikalisierung. Sie war Beraterin für die Anti-Terror-Sektion der Vereinten Nationen und berät parlamentarische Arbeitsgruppen, Sicherheitsbehörden und Technologieunternehmen. Außerdem hält sie Workshops an Schulen und Universitäten.

Als ich als Extremismusforscherin beim Institute for Stategic Dialogue 2017 zum ersten Mal in frauenfeindlichen Online-Communitys recherchierte, stieß ich nur selten auf deutschsprachige Accounts. Knapp acht Jahre später sind toxische Manfluencer und Insider-Begriffe wie Redpill, Chad und Sigma Male so weit in Deutschland verbreitet, dass Schulen und Eltern zunehmend um die nächste Generation junger Männer besorgt sind.

Wenn junge Männer die virtuellen Räume der sogenannten Mannosphäre betreten, dann ist das oft ein Eingangstor in radikalen Frauenhass und andere extremistische Ideologien. Der neue Bericht „Mapping the GerManosphere“ vom Institute for Strategic Dialogue und Scripts an der Freien Universität Berlin zeigt, wie weitverbreitet diese frauenfeindlichen Subkulturen mittlerweile auch im deutschsprachigen Raum sind. Dabei wurde nicht nur das einschlägige Vokabular der englischsprachigen Manosphere übernommen, sondern auch gezielte Mobilisierungstaktiken – und das auf einem wachsenden, plattformübergreifenden Online-Ökosystem.