Morgen treffen sich die Regierungschefinnen und Regierungschefs der Länder zur Ministerpräsidentenkonferenz in Berlin. Danach wird es ein Gespräch mit dem Bundeskanzler geben. Wie so oft bei diesen Treffen wird es hauptsächlich ums Geld gehen. Vorentscheidungen habe es in den bisherigen Gesprächen noch nicht gegeben, heißt es aus Kreisen der Länder, es habe sich vielmehr um Sondierungen gehandelt. Im Fokus stehen morgen demnach vor allem drei Blöcke: die Kompensationen für Steuerausfälle, die Ausgestaltung des Sondervermögens und das Prinzip der Konnexität.
Der sogenannte Wachstumsbooster von Finanzminister Lars Klingbeil (SPD) soll Unternehmen entlasten, führt aber zu Steuerausfällen bei Bund, Ländern und Kommunen. Die Ministerpräsidenten unterstützen zwar das Ansinnen, die Wirtschaft anzukurbeln, pochen aber auf Kompensation. Eine mögliche Schwachstelle in ihrer Argumentation: Selbst kommunale Vertreter wie der Präsident des Landkreistages hatten in der Vergangenheit darauf hingewiesen, man könne sich nicht jetzt gegen Einnahmeausfälle stellen, aber später von den Mehreinnahmen profitieren wollen. Klingbeil selbst sagte gestern Abend bei einer Veranstaltung der Rheinischen Post, er rechne bei den Gesprächen morgen noch nicht mit einer abschließenden Einigung über das Steuerentlastungspaket.
Was geht und was nicht? Zu Buche schlagen auch die Anhebung der Pendlerpauschale und die Senkung des Mehrwertsteuersatzes in der Gastronomie. Ob es dafür noch Spielraum gebe, sei offen, berichtet Claus Hulverscheidt in der SZ unter Berufung auf Bund-Länder-Kreise. Womöglich sei zunächst nur eine der beiden Maßnahmen möglich.
Die Ausgestaltung des Sondervermögens: 100 Milliarden davon sollen den Ländern zur Verfügung stehen. Ein Gesetzentwurf aus Klingbeils Finanzministerium sieht vor, dass mindestens 60 Prozent dieser Mittel für Investitionen in die kommunale Infrastruktur ausgegeben werden sollen. Den Kommunen reicht das aber nicht. Verbände wie der Städte- und Gemeindebund oder das Netzwerk Junge Bürgermeister fordern, dass das Geld zu mindestens 75 Prozent an sie weitergeleitet wird.
Eine Frage des Schlüssels: Auch was die Verteilung der 100 Milliarden an die Länder angeht, gibt es Kritik. Geplant ist, die Summe nach dem Königsteiner Schlüssel an die Länder zu verteilen. Kommunale Vertreter vom Bündnis „Für die Würde unserer Städte“, einem Zusammenschluss finanzschwacher Kommunen, halten das für einen Fehler. Sie bemängeln, dadurch erhielten ausgerechnet finanzstarke Länder wie Bayern oder Baden-Württemberg pro Einwohner mehr Geld als ärmere Länder wie das Saarland oder Nordrhein-Westfalen.
Wer bestellt, bezahlt: Außerdem, so heißt es aus Länderkreisen, soll es um das Prinzip der Konnexität gehen – also darum, dass diejenige staatliche Ebene, die eine Leistung veranlasst, sie auch bezahlt. Sprich: Wenn der Bund Gesetze beschließt, die Länder und Kommunen finanziell belasten, soll er dafür aufkommen. Im Raum steht die Frage, solche Fälle per Automatismus langfristig zu regeln.
Bedenken: In Länderkreisen weist man aber auch auf die Nachteile einer einmaligen Regelung hin. Schließlich könnte ein Automatismus die eigene Verhandlungsposition in Zukunft schwächen. Wenn nicht mehr bei jeder Mehrausgabe für die Länder über eine Kompensation gesprochen wird, könnten sie einen wichtigen Hebel aus der Hand geben. Außerdem, so die Bedenken, könnten die Länder dadurch eine Möglichkeit verlieren, Einfluss zu nehmen – der Bund würde zwar bezahlen, aber eben auch ungehinderter ausführen können.