Wie Wero Abhängigkeiten auf dem Finanzmarkt verringern soll
Der amerikanische Online-Bezahldienst Paypal, gegründet unter anderem von den US-Milliardären Peter Thiel und Elon Musk, ist derzeit der beliebteste Anbieter für das Bezahlen im Internet. Der europäische Zahlungsdienst Wero (eine Zusammensetzung aus „we“ und „Euro“) soll die Abhängigkeit Europas und Deutschlands von den USA im Finanzbereich nun abbauen. Die European Payments Initiative (EPI), in der sich europäische Banken und Zahlungsdienstleister zusammengeschlossen haben, treibt das Vorhaben voran.
Wero ging vor knapp einem Jahr an den Start und funktioniert bisher bei teilnehmenden Banken in Frankreich, Deutschland, Belgien und den Niederlanden. Vor wenigen Tagen wurde bekannt, dass Luxemburg nächstes Jahr hinzukommt. In Deutschland stehen vor allem die Postbank, sowie Sparkassen und Volks- und Raiffeisenbanken hinter dem Vorhaben.
„Wero hat als Zahlungssystem auf Basis von Sofortzahlungen das Potenzial zu einer europäischen, souveränen Lösung“, sagte Patricia Battenberg, verantwortlich für strategische Beziehungen bei Worldline, einem französischen Zahlungsdienstleister, der die EPI mitgegründet hat. Wero biete „eine nahtlose, fortschrittliche Alternative zu internationalen Karten“.
Die aktuelle geopolitische Lage zeige, wie abhängig Europa ist – „unter anderem in Bereichen wie Finance oder IT“, sagte Battenberg. Das Ergebnis: „Wir beobachten auf jeden Fall, dass Politik und Wirtschaft in den vergangenen Monaten europäischen Ressourcen und Lösungen wie Wero deutlich mehr Aufmerksamkeit schenken.“ Zudem solle konkretisiert werden, wie genau die Zusammenarbeit mit der Europäischen Zentralbank für eine einheitliche Lösung aussehen könne, so Battenberg.
Die EZB arbeitet parallel nämlich am digitalen Euro. „Der digitale Euro unterscheidet sich in vielerlei Hinsicht von Wero“, sagte dagegen Battenberg von Worldline. Zwar stünden beide Systeme für mehr Souveränität in Europa, sie verfolgten aber verschiedene Ziele – und seien unterschiedlich ausgestaltet.
„Als staatliche, von der Zentralbank getragene Initiative für die gesamte Eurozone zielt der digitale Euro auf eine stabile, innovative Zahlungsinfrastruktur ab – inklusive Offline-Nutzung und verpflichtender Händlerakzeptanz“, sagte sie. Wero diene hingegen als privatwirtschaftliches Wallet sofortiger Konto-zu-Konto-Zahlungen.
Für den Erfolg von beiden Initiativen sei es essenziell, dass sie untereinander und mit anderen lokalen Zahlungssystemen kompatibel sind. Nur so lasse sich die weitere Fragmentierung der Zahlungslandschaft vermeiden, sagte Battenberg.
Die europäische Fragmentierung sei generell eine der größten Hürden für Wero. Dabeigeht es hauptsächlich um Technik, die im Zusammenspiel so vieler Akteure und Staaten eine Herausforderung darstellt. Es erfordere „enorme Anstrengungen und Investitionen“, um Lösungen einzuführen, die in allen Ländern funktionieren, sagte Battenberg. Unter anderem fehlten Standards und Protokolle. Das Ergebnis: Zahlungssysteme sind nicht interoperabel.
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