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Tiefgang

Die F-35 ist das beste Kampfflugzeug – aber nicht für Deutschland

Die F-35 von Lockheed Martin ist aktuell eindeutig der beste Kampfjet auf dem Markt. Es ist ein Tarnkappen-Mehrzweckkampfflugzeug der fünften Generation, kann Ziele am Boden und in der Luft bekämpfen – und ist in der Lage, Atomwaffen ins Ziel zu bringen. So stärkt die F-35 die Kampfkraft, die Fähigkeiten und auch die Zusammenarbeit zwischen der Nato-Staaten.

Dennoch wird in vielen Ländern derzeit heftig über die F-35 gestritten. Mit Portugal und Kanada haben erste Nato-Länder öffentlich von einem Kauf Abstand genommen. Auch in Deutschland wird darüber gestritten, ob man die 35 bestellten US-Kampfjets stornieren sollte. Der CDU-Außenpolitiker Roderich Kiesewetter warnt gegenüber SZ Dossier: „Auf die Trump-USA ist absehbar kein Verlass mehr, und es bringt uns nichts, wenn wir F-35 beschaffen, die in extremis nicht fliegen dürfen. Das wären dann reine Museumsstücke.“

Abhängig von den USA bei Software und Wartung: Die F-35 ist ein hochgradig vernetztes, fliegendes Rechenzentrum. Software und Sensoren erstellen sekündlich ein neues Lagebild, welches über die Combat Cloud ständig mit neuen Informationen ergänzt wird. Im Zentrum befindet sich das Cloud-basierte Operational Data Integrated Network (Odin), das von den USA kontrolliert wird.

Israel hat als einziges Land eine weitgehende Autonomie bei der Nutzung der F-35 ausgehandelt. Die dortige Luftwaffe nutzt eine Spezialversion – mit heimischer Software sowie eigener Kommunikations- und Störtechnik.

Für alle anderen F-35-Nutzer – auch Deutschland – gilt: Bei einer Unterbrechung des Informationsflusses zur Combat Cloud wäre die F-35 völlig unbrauchbar, erklärt ein Militärexperte der Bundeswehr. „Dann können wir das Ding direkt im Hangar lassen.“

Die Abhängigkeit von den USA ist weder neu noch unbekannt. Schon als Berlin sich 2022 entschied, den US-Tarnkappenjet zu kaufen, gab es warnende Stimmen. Emily Harding, Wissenschaftlerin am Center for Strategic and International Studies (CSIS), gab zu bedenken: „Die F-35 ist eines der Dinge, die die USA nutzen, um Einfluss auf Verbündete und Partner auf der ganzen Welt auszuüben.“

Doch Deutschland ging bewusst die Abhängigkeit zu den USA ein – wie es damals formuliert wurde: Es sei ein Signal der Bündnistreue. Auch transportiert die F-35 Atomwaffen und sichert damit Deutschlands nukleare Teilhabe – als Ersatz für die alt gewordenen Tornados.

Doch Amerika unter Trump stellt die Bündnistreue infrage. Wie schnell Washington selbst Partner vom Informationsfluss trennen kann, zeigte sich zuletzt in der Ukraine. Als die USA wegen Trumps Ärger über Präsident Selenskij wichtige Zieldaten zurückhielten, waren Waffen wie die Himars-Raketenwerfer weitgehend nutzlos. Deren Hersteller ist übrigens ebenfalls Lockheed Martin.

Wolfgang Ischinger, langjähriger Vorsitzender der Münchner Sicherheitskonferenz, schrieb zur Abhängigkeit von den USA auf X: Deutschland müsse „hieb- und stichfeste Garantien“ für die F-35 verlangen. Andernfalls sollte man überlegen, „den Deal abzusagen“.

Alternativen aus Schweden, Südkorea und Frankreich? Gern wird die schwedische Gripen von Saab genannt: ein leichteres, kosteneffizientes Kampfflugzeug, das auch von kurzen Landebahnen starten kann. Der Haken: Die modernsten Gripen-Varianten E und F werden mit einem F414-Triebwerk des US-Konzerns General Electric angetrieben. Beim Verkauf an andere Länder haben die USA via Re-Exportlizenz also ein Mitspracherecht. Und das nutzt Washington: Kürzlich legte die Trump-Regierung ihr Veto gegen den schwedischen Verkauf von Gripen-Jets an Kolumbien ein.

Dann gibt es die südkoreanische KF-21. Doch auch dieser Jet wird mit amerikanischen F414-Triebwerken angetrieben. Das heißt: Auch hier kann die USA Verkäufe blockieren.

Frankreichs Rafale-Kampfjet stammt hingegen komplett aus heimischer Produktion und kann zudem auch Nuklearwaffen transportieren – was sie deshalb auch für Deutschland strategisch relevant macht.

Die klügste Lösung aber ist ein europäisches Konstrukt wie das Future Combat Air System (FCAS). Es ist ein deutsch-französisch-spanisches Programm zur Entwicklung eines Systems aus mehreren Komponenten: ein bemanntes Mehrzweckkampfflugzeug, unbemannte Begleitflugzeuge sowie neuen Waffen- und Kommunikationssysteme. Das System wird allerdings erst ab 2040 einsatzbereit sein. Für die Zeit davor braucht es dringend eine Lösung. Michael Radunski

Diesen Text konnten Abonnentinnen und Abonnenten des Dossiers Geoökonomie als Erste lesen.