Um kurz nach 18:30 Uhr kamen die Abgeordneten der Grünen nach und nach aus ihrem Fraktionssitzungsaal. Eigentlich wollten die Fraktionsvorsitzenden und die Parlamentarische Geschäftsführung bereits „gegen 18 Uhr“ vor die Presse treten. So stand es in der Einladung. Dann dauerte es doch ein bisschen länger.
Klar ist nun aber: Wenn heute das Bundestagspräsidium gewählt wird, stellt sich aus den Reihen der Grünen der ehemalige Parteichef Omid Nouripour als Kandidat für das Amt des Vizepräsidenten zur Wahl. Nouripour setzte sich im eigenen Realo-Lager gegen Katrin Göring-Eckardt und Claudia Roth vom linken Flügel durch.
Außerdem entschieden die Grünen: Die alte Fraktionsspitze wird auch die neue sein. Katharina Dröge und Britta Haßelmann wurden als Fraktionsvorsitzende wiedergewählt, Irene Mihalic bleibt Erste Parlamentarische Geschäftsführerin.
Union nominiert Lindholz: Auch bei CDU und CSU ist die Frage geklärt, wer Bundestagsvize werden soll. Die Abgeordneten nominierten auf Vorschlag der CSU-Landesgruppe die Innenpolitikerin Andrea Lindholz (CSU) ohne Gegenstimmen für den Posten. Schon seit der vergangenen Woche ist klar, dass Julia Klöckner Bundestagspräsidentin werden soll. Ihr Amt als Schatzmeisterin wird die Bundestagsabgeordnete Franziska Hoppermann übernehmen. Präsidium und Vorstand nominierten sie gestern einstimmig. Hoppermann wird den Job erst einmal kommissarisch antreten, bis ein Parteitag sie offiziell gewählt hat.
Die Sozialdemokraten schicken ihre Parlamentarische Geschäftsführerin Josephine Ortleb als Kandidatin für das Amt der Bundestagsvizepräsidentin ins Rennen, berichtet Elena Müller. SPD-Fraktionschef Lars Klingbeil bestätigte die Personalie am Montagabend vor der Fraktionssitzung. Ortleb sei einstimmig vom Fraktionsvorstand nominiert worden, so Klingbeil. Er freue sich, dass sie seinem ausdrücklichen Wunsch, diesen Posten anzunehmen, nachgekommen sei. Die 38-jährige Saarländerin hat ihren Wahlkreis Saarbrücken erneut direkt gewonnen. Dies zeige, dass Ortleb das Vertrauen der Bürgerinnen und Bürger genieße, so Klingbeil. Weiterhin lobte er ihre „integrative Kraft“.
Gerold Otten probiert es für die AfD: Die Fraktion nominierte den ehemaligen Berufsoffizier der Luftwaffe für das Amt des Vizepräsidenten. Otten hat bereits mehrere Bewerbungsanläufe hinter sich, fiel aber jedes Mal durch, wie alle Kandidaten der AfD für das Bundestagspräsidium. Auch für die heutige Wahl sieht es nicht so aus, als würden die Parlamentarier der anderen Parteien einen AfD-Politiker ins Präsidium wählen.
Die Linke hat bereits vor mehreren Tagen verkündet, der ehemalige Thüringer Ministerpräsident und „Silberlocke“ Bodo Ramelow werde ihr Kandidat für das Amt des Bundestagsvizepräsidenten sein.