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Meldung

Was die Industrie beunruhigt

„Die Sorgen bezüglich der Eskalation im Nahen Osten, der weiteren Eskalation, sind natürlich groß“, sagte der neue BDI-Präsident Peter Leibinger gestern beim „Tag der Industrie“. Vor Reporterinnen und Reportern betonte er, es gebe eine ganze Reihe Brandherde auf der Welt – dabei nannte er auch Handelskonflikte zwischen den USA und China. „Die Gefahr, dass einer dieser Brandherde außer Kontrolle gerät, wächst einfach exponentiell mit der Anzahl der Herde“, mahnte er. Dennoch sei die Weltwirtschaft erstaunlich resilient.

Momentaufnahme: Für das laufende Jahr prognostizierte der BDI gestern einen Rückgang des deutschen Bruttoinlandsprodukts (BIP) um 0,3 Prozent. Besonders die US-Zölle wirken laut der Rechnung des Verbands belastend. Wie BDI-Hauptgeschäftsführerin Tanja Gönner ausführte, kosten die angekündigten US-Zölle Deutschlands Wirtschaft etwa 0,3 Prozentpunkte Wachstum. Sollte man sich mit Washington auf Zölle in Höhe von zehn Prozent einigen, seien es noch 0,1 Prozent. Der Konsum wachse moderat, hauptsächlich getrieben durch öffentliche Ausgaben.

Vorzeichen stimmen wieder: „Die Unternehmen agieren weiter verhalten, nicht weil sie es möchten, sondern weil sie dazu gezwungen sind“, sagte Leibinger. Die Industrieproduktion liege um deutliche neun Prozent unter dem Vorkrisenniveau von 2019, die Kapazitätsauslastung betrage lediglich 77 Prozent. Das Vorzeichen stimme jetzt aber wieder, fügte er hinzu: „Wenn die Bundesregierung den angekündigten Weg weiterverfolgt, dann besteht eine echte Chance für einen Aufschwung im nächsten Jahr.“

Auftreten in Brüssel: Es gebe nach wie vor ein echtes Stimmungsproblem in der Wirtschaft, man müsse Vertrauen wieder aufbauen. Leibinger nannte hier etwa die Energiepreise und den Bürokratieabbau. „Wir brauchen einen massiv stärkeren Auftritt der deutschen Regierung in Brüssel“, betonte er in Hinblick auf die Bürokratie. Gleichzeitig mahnte der BDI-Präsident, dass auch die Industrie ihren Beitrag leisten müsse. In seiner Rede sprach Leibinger von der Gemeinwohlpflicht des Unternehmertums: „Wir sind gefordert, viel stärker für unsere soziale Marktwirtschaft einzutreten im öffentlichen Diskurs, statt in vertrauten Zirkeln Politikbashing zu betreiben und immer nur Forderungen an die anderen zu stellen.“