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Woran Trump glaubt

Es ist nicht überliefert, ob der verstorbene Papst Franziskus seinem letzten Besucher, dem US-Vizepräsidenten JD Vance, noch den Kopf gewaschen hat. Franziskus widersprach erst im Februar in einem Brief an die US-Bischöfe deutlich der Migrations- und Abschiebepolitik Donald Trumps ebenso wie deren Herleitung vom Kirchenvater Augustinus durch Vance. Die römische Kirche hat mit dem Auszug des Katholiken Joe Biden an Einfluss im Weißen Haus verloren; weder der Rechtskatholik Vance noch der Präsident sind Verbündete.

Einflussverlust: Zum geopolitischen Nachlass des argentinischen Papstes gehört ein Verlust an soft power in einigen Teilen der Welt, darunter auch in Mittel- und Südamerika. Zwar hat die katholische Kirche nach Zahlen des Vatikans dort weiterhin die bei weitem meisten ihrer Mitglieder. Aber der Anteil der Katholiken an der Bevölkerung ist laut dem Demographieinstitut Latinobarómetro von 80 Prozent im Jahr 1995 auf 54 Prozent im vergangenen Jahr gesunken. Im gleichen Zeitraum hat sich das Gewicht zahlloser evangelikaler Gemeinschaften dort auf insgesamt 19 Prozent verdreifacht. Sie bauen auf solide Unterstützung aus den USA.

Evangelium des Reichtums: Es gibt einen augenfälligen Unterschied. Franziskus hatte Schutzbedürftige im Blick, in einer befreiungstheologischen Tradition. Mit dem Vormarsch der Evangelikalen geht ein Wandel in Einstellungen zu Geld, Erfolg und Solidarität einher: Reichtum und Stärke gelten in vielen der Gemeinschaften – das gilt auch für Paula White, Trumps spirituelle Beraterin – als Ausweis der Tüchtigkeit, weniger als Verpflichtung. Keine gute Zeit für Schwache und Gewaltopfer.