von Elena Müller, Peter Ehrlich, Tim Frehler, Matthias Punz und Gabriel Rinaldi
Diese Meldung stammt aus dem folgenden Briefing des Dossiers Platz der Republik:
Die künftige Koalition will mit ihrem „1000-Köpfe-Programm“ für Spitzenforscher unter anderem US-Wissenschaftler gewinnen, die nicht mehr frei forschen können. „Wir haben bei der Verhandlung über das Programm durchaus unseren Blick auch in die USA geworfen, weil dort die Wissenschaftsfreiheit gefährdet ist“, sagte die Vorsitzende der Wissenschaftsministerkonferenz, Bettina Martin, SZ Dossier. Es gebe aber auch andere Staaten, in denen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler ihre Arbeit nicht frei ausüben könnten, sagte die Forschungsministerin von Mecklenburg-Vorpommern. Und vor allem: „Es gibt in Deutschland einen großen Bedarf für hochrangige internationale Wissenschaftler.“
Attraktive Stellen: Das Programm sollte „schnellstmöglich“ aufgelegt werden, sagte Martin, die Details seien aber Sache der künftigen Forschungsministerin oder des künftigen Forschungsministers. Es gehe darum, gut ausgestattete Stellen und attraktive Forschungsplätze zur Verfügung zu stellen. Die Stellen sollten auf unterschiedlichen Karrierestufen angesiedelt sein. Die Koalitions-Arbeitsgruppe Bildung und Forschung hatte nach Angaben von Martin und des CDU-Abgeordneten Thomas Jarzombek, bisher wissenschaftspolitischer Sprecher der Fraktion, vereinbart, dass die zusätzlichen Forscherstellen nicht über eine neue Struktur vergeben werden, sondern Institutionen wie der Deutsche Akademische Austauschdienst und die Alexander-von-Humboldt-Stiftung die Organisation übernehmen. Jarzombek sagte SZ Dossier, die Stellen müssten über mehrere Jahre verteilt werden, um auf den aktuellen Bedarf reagieren zu können.
Brücken in die USA erhalten: Martin sagte, es könne aber nicht darum gehen, dass Europa in den USA entstehende Lücken in der Forschung füllt. Für die deutschen Universitäten und Hochschulen „bleiben die Brücken in die USA extrem wichtig.“ Forschungszusammenarbeit müsse auch jenseits der administrativen Entwicklungen in den USA gepflegt werden. „Diese Kooperationen sind vom elementarer Wichtigkeit“. Jarzombek mahnte, das 1000-Köpfe-Programm dürfe nicht „wie ein Abwerbeprogramm gegen die USA aussehen“.
Daten für die Menschheit: Die Koalition hat auch vereinbart, bei der Sicherung von Datenbeständen zu helfen. In den USA droht die Schließung wissenschaftlicher Datenbanken, etwa in den Bereichen Gesundheit oder Klima. „Wir können es uns als Menschheit nicht leisten, dass diese Daten - und die USA sind da führend - verloren gehen“, sagte Martin. Daten seien Treibstoff für die Forschung, existenzielle Daten müssten gesichert werden.
Kritik an Trump-Regierung: Weltweit gibt es schon mehrerer Projekte, noch öffentlich zugängliche Daten außerhalb der USA zu sichern. Martin übte scharfe Kritik an der Regierung von Donald Trump: „Wir erleben seit dem Start der Trump-Administration eine massive Einschränkung der Wissenschaftsfreiheit in den USA.“ Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler würden eingeschüchtert und Spitzenuniversitäten Milliarden gekürzt.