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Meldung

Wagenknecht kämpft um ihre Karriere

Diese Meldung stammt aus dem folgenden Briefing des Dossiers Platz der Republik:

Die Wartezeit auf Sahra Wagenknechts Auftritt konnten sich die rund eintausend Menschen, die gestern Abend in die Niedersachsenhalle nach Hannover gekommen waren, mit Friedensliedern vertreiben. Der Mann mit der Gitarre auf der Bühne hatte auch den passenden Appell mitgebracht. Es sei wichtig, dass das BSW in den Bundestag komme, „damit es dort eine Friedensstimme gibt“. Auftritt Wagenknecht: Damit waren die beiden zentralen Probleme des BSW benannt. Ob die Partei in den Bundestag einzieht, ist fraglich. Und Frieden, Wagenknechts Leib- und Magenthema, spielte in diesem Wahlkampf kaum eine Rolle. Zumindest in der Niedersachsenhalle galt das gestern Abend nicht. Weite Teile ihrer Rede widmete Wagenknecht ihrem Lieblingsthema. Tim Frehler hat ihr zugehört.

Was auf dem Spiel steht: Nach Wagenknechts Rede erhob sich das Publikum und applaudierte, die BSW-Chefin posierte für Selfies. Die Halle in Hannover feierte sie, die Umfragen plagen sie. Und längst hat sie ihre politische Zukunft daran geknüpft, ob das BSW in den Bundestag einzieht. Das ist jetzt ihre persönliche Fallhöhe.

Die Bilanz: Aus ihrer Sicht sei der Wahlkampf aber gut gelaufen, sagte Wagenknecht im Gespräch mit SZ Dossier. „Das, was wir mit unseren Mitteln machen konnten, haben wir maximal ausgeschöpft.“ Mehr Veranstaltungen hätte das BSW nicht finanzieren können. Über Themen wie Altersarmut, Kriegsgefahr oder zu hohe Energiekosten habe man gesprochen und Konzepte vorgelegt.

Schuld sind die anderen: Gerade in den vergangenen Wochen sei es im Wahlkampf monothematisch fast nur um Migration gegangen. „Da haben wir zwar eine klare Position, aber für die allein werden wir nicht gewählt, denn das vertritt mindestens die Union inzwischen auch“, sagte Wagenknecht. Über Umfragen werde den Menschen zudem der Eindruck vermittelt, eine Stimme für das BSW sei womöglich verschenkt, nicht erwähnt werde, dass das BSW in Umfragen auch über fünf Prozent stehe.

Und dann waren da noch die Landtagswahlen: „Für die Bundestagswahl wäre es natürlich besser gewesen, wir wären überall in der Opposition geblieben“, sagte Wagenknecht. Angesichts der Wahlergebnisse hätten es viele Wähler dem BSW aber auch übelgenommen, wenn die Partei aus Prinzip nicht in eine Regierung eingetreten wäre. „Da waren wir natürlich in einem Dilemma.“ Aber gerade die Thüringer Koalition mit der CDU sei bei einem Teil ihrer Wähler nicht gut angekommen.Die Verantwortung: Vom kommenden Sonntag hängt allerdings nicht nur Wagenknechts Karriere ab, sondern auch die ihrer Mitstreiter, gar der Fortbestand der Partei, die sie gegründet hat und die ihren Namen trägt. Wagenknecht trägt die Verantwortung, wenn die Sache scheitert. Wie geht sie damit um? „Ich kann mir sagen, ich habe alles gemacht, was ging. In den letzten Wochen bin ich über die Grenzen dessen hinausgegangen, was man eigentlich gesundheitlich schafft.“ Darüber, was aus der Partei werde, sollte sie den Einzug verfehlen, wolle sie eigentlich nicht nachdenken.

Wagenknecht kämpft um ihre Karriere (Meldung) | SZ Dossier