von Florian Eder
Diese Meldung stammt aus dem folgenden Briefing des Dossiers Platz der Republik:
In München wird eine weitere Eigenheit der neuen US-Führung sichtbar: Sie ist nicht gut sortiert. Das ist ein Problem. Kellogg wurde in München von den Europäern zu Trumps Plänen gelöchert, hat mein Kollege Michael Radunski beobachtet, der auch im Bayerischen Hof unterwegs war. Mittags erklärte Kellogg, Europa werde auf keinen Fall mit am Verhandlungstisch sitzen. Abends ruderte er zurück und antwortete: Definieren Sie Tisch.
Womöglich ungefestigt: In Fragen von Krieg und Frieden ist Unberechenbarkeit gefährlich – und passt doch zum US-Präsidenten. Kellogg berichtete: Der Präsident verteile heute Aufgaben und frage am nächsten Tag, warum sie noch nicht erledigt seien. Tempo schlägt Gründlichkeit.
Teile und herrsche: So entstand in München der Eindruck, als stünden die einzelnen Akteure in einem Wettstreit um die Gunst des Chefs. Hier punktet gerade Steve Wittkoff, Sonderbeauftragter für den Nahen Osten. Wittkoff hatte zuletzt Trumps Ohr – und ist beim nächsten wichtigen Treffen dabei, wenn es in Riad um die Zukunft der Ukraine gehen soll, an Kelloggs Stelle.
Albtraum: Die Sicherheitskonferenz „war schon in gewissem Sinne ein europäischer Albtraum, aber gleichzeitig war das auch eine sehr klärende Konferenz“, sagte der scheidende Leiter der Konferenz, Christoph Heusgen, gestern Abend dem ZDF Heute Journal. Sie habe gezeigt, dass „dieses Amerika unter Trump auf einem anderen Stern lebt“, sagte er. „Uns ist auch aufgefallen, dass selbst republikanische Senatoren sehr vorsichtig sind, sich öffentlich zu äußern, weil sie Angst vor ihrem Präsidenten haben.“