Mehr Wahlkreise für Merz: Wenn am Sonntag Bundestagswahlen wären, würden die Unionsparteien 221 von 299 Wahlkreisen gewinnen. Zu diesem Ergebnis kommt das neue YouGov-Wahlmodell, das SZ Dossier vorab vorliegt. Anfang Januar hatte das Modell noch 208 Wahlkreise geschätzt. Gleichzeitig zeigen die aktuellen Zahlen: Eine Koalitionsoption wäre ausgeschlossen.
Die Ergebnisse im Detail: Die Union gewinnt in 221 Wahlkreisen (+13), die AfD in 48 Wahlkreisen (-2), die SPD in 25 Wahlkreisen (-10), die Grünen in drei Wahlkreisen (-2), die Linke in zwei Wahlkreisen (+1). Die Linke zeigt insgesamt einen positiven Trend, das BSW bewegt sich auf die Fünfprozenthürde zu. Die Ergebnisse wurden anhand eines statistischen Modells geschätzt, das auf Daten von Befragungen beruht. Es berechnet die derzeitige Wahlabsicht nicht nur national, sondern auch für die Wahlkreisebene.
Wahlabsicht: Das Modell sieht die Union auf Platz eins bei 29 Prozent (-1) und die AfD auf Rang zwei mit 20 Prozent. Es folgen SPD mit 15 (-1), Grüne mit 13 (-1) sowie BSW (-1) und Linke (+2) mit jeweils fünf Prozent. Die FDP kommt auf vier Prozent. Die Sonstigen liegen bei acht Prozent. Im neuen Bundestag kämen CDU und CSU auf 207 Sitze, die AfD auf 142 Sitze, die SPD auf 109 Sitze, die Grünen auf 95 Sitze, das BSW auf 39 Sitze, die Linke auf 37 Sitze. Der SSW wird mit einem Sitz angeführt. Damit würden Union und SPD auf genau 316 von 630 Stimmen kommen. Schwarz-Grün hätte hingegen keine Mehrheit.
Linkes Momentum: In einigen Wahlkreisen hat sich viel getan seit dem letzten Modell im Januar (SZ Dossier berichtete). Auch bei den „Silberlocken“ der Linken: Gregor Gysi und Bodo Ramelow liegen jetzt vorn, Ramelow allerdings nur hauchdünn. Dietmar Bartsch ist derzeit weit davon entfernt, seinen Wahlkreis zu gewinnen, dafür ist seine Partei aber nah dran in Leipzig II. Drei Direktmandate scheinen nicht mehr utopisch. Das Wahlmodell wurde für die Leserinnen und Leser vom Platz der Republik bereits hier freigeschaltet.
Zur Methodik: Das Meinungsforschungsinstitut verwendet ein „Mehrebenen-Regressionsmodell mit Poststratifikation“. Dieses wurde mit einer Stichprobe von 9 322 wahlberechtigten Mitgliedern aus dem Panel gefüttert, um Beziehungen zwischen den Merkmalen von Wählerinnen und Wählern und Wahlabsicht zu ermitteln. In einem zweiten Schritt wurden diese Beziehungen genutzt, um die politische Stimmung in Bundesländern und Wahlkreisen zu schätzen (mehr dazu hier). Berichtet werden wahrscheinliche Ergebnisse aus einer Reihe von möglichen Ergebnissen; die Interviews wurden im Zeitraum 17.01. bis 05.02.2025 geführt.