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Eine Debatte, die Scholz nicht gebrauchen kann

Gestern im Kanzleramt dichtete Olaf Scholz: „Gelassen und heiter, so machen wir weiter.“ Ob er sich da schon einen Reim auf die jüngsten Berichte über seine Partei gemacht hatte? SPD-Chef Lars Klingbeil soll ihm wiederholt nahegelegt haben, nicht noch einmal als Kanzlerkandidat anzutreten. Das berichteten Tagesspiegel und t-online gestern. Auch Co-Parteichefin, Saskia Esken und Generalsekretär Matthias Miersch sollen demnach zu der Erkenntnis gelangt sein, die Bundestagswahl sei mit Scholz kaum zu gewinnen.

Kein gutes Zeichen: Gut zweieinhalb Wochen vor der Wahl sind solche Nachrichten alles andere als Rückenwind für einen Kanzler, der ohnehin große Probleme hat, den Rückstand in den Umfragen aufzuholen: Es verfestigt sich der Eindruck, nicht einmal die eigenen Leute hätten an Scholz geglaubt. Auf Anfrage der SZ-Kollegen Georg Ismar und Nicolas Richter dementierte eine Parteisprecherin den Bericht allerdings, die Darstellung sei falsch. Sie bestätigte aber, dass es damals Gespräche der Parteispitze mit Scholz gegeben habe.

Ein Maulwurf? Auf die Frage, ob Klingbeil ihm nahegelegt habe, auf die Kanzlerkandidatur zu verzichten, sagte Scholz dem Redaktionsnetzwerk Deutschland gestern, nein, ein solches Gespräch habe es nie gegeben. „Und ich müsste es ja wissen.“ Gleichwohl gab es in der Partei diesen Gedanken. Und bis Pistorius erklärte, nicht als Kanzlerkandidat zur Verfügung zu stehen, führte die SPD eine Debatte darüber, wer sie in den Wahlkampf führen soll.

Gewichtige Wortmeldungen: Aus dem mitgliederstärksten Landesverband Nordrhein-Westfalen meldeten sich im November etwa mit Wiebke Esdar und Dirk Wiese zwei Politiker aus unterschiedlichen Strömungen zu Wort, die sagten, sie hörten „viel Zuspruch für Boris Pistorius“. Die Frage ist also, wer ein Interesse daran haben könnte, dass das Thema kurz vor der Wahl noch einmal hochkocht. Denn die Medienberichte stützen sich auf Quellen „innerhalb der SPD“ und deren Umfeld.

Schnell weiter: Hört man sich in der SPD um, wiegeln die Genossen ab, üben sich in Zurückhaltung. Jetzt bloß nicht die Debatte weiter am Laufen halten. „Wir dürfen uns nicht ablenken lassen“, sagte etwa die Bundestagsabgeordnete Jessica Rosenthal.