von Tim Frehler, Christiane Kühl, Elena Müller und Gabriel Rinaldi
Diese Meldung stammt aus dem folgenden Briefing des Dossiers Platz der Republik:
Nutzen die Ausgleichszölle überhaupt etwas? Diese Frage stellt sich beim Blick auf die aktuelle chinesische Zollstatistik. Chinas Ausfuhren von E-Autos in die EU sind im Dezember um 8,3 Prozent im Vergleich zum Vorjahr sogar gestiegen. Im Gesamtjahr ging der Absatz allerdings um sechs Prozent zurück, weil die Monate davor schwach waren. Mehr zu den Einzelheiten hat mein Kollege Finn Mayer-Kuckuk für die heutige Ausgabe des Dossiers Geoökonomie recherchiert.
Kein Schock: Die Erholung der Nachfrage war genauso erwartet worden. Die EU-Kommission wollte auch ausdrücklich – anders als die USA – nie den Handel ganz abwürgen, sondern für fairere Verhältnisse sorgen. Ein genauer Blick auf die Statistik zeigt, was passiert ist: Autobauer wie BYD haben angesichts ihrer unausgelasteten Fabriken ihre Preise weiter gesenkt. Damit sind sie trotz der Zölle in Europa weiterhin wettbewerbsfähig. Aber: Während das Ausfuhrvolumen stieg, sind dadurch die Exporterlöse etwas gesunken.
Muss die EU nachlegen? Die Frage ist nun, ob die EU-Kommission den chinesischen Exportzuwachs als Grund ansieht, weitere Zölle draufzusatteln. Europa war mit einem Drittel der ausgeführten Fahrzeuge weiterhin Chinas wichtigstes Exportziel, wie aus den Zahlen hervorgeht. In Deutschland spielen chinesische Marken – außer dem zum Geely-Konzern gehörenden Volvo – von den Mengen her allerdings weiterhin kaum eine Rolle.
Was macht Trump? Indem die USA ihren E-Auto-Markt unter Joe Biden bereits mit 100-Prozent-Zöllen verschlossen haben, erhöhte sich zuletzt der Exportdruck auf Europa. Sollte Trump die Barrieren weiter erhöhen, müsste die EU sich wohl ebenfalls weiter verschließen – um nicht zur Abladerampe der chinesischen Auto-Industrie zu werden.