Zwei Menschen wurden gestern durch einen Messerangriff in Aschaffenburg getötet, drei weitere teils schwer verletzt. Bei dem mutmaßlichen Täter soll es sich um einen 28-jährigen Afghanen handeln. Die Tat hat das Potenzial, den Wahlkampf zu beeinflussen, mindestens aber die Debatte in den kommenden Tagen zu prägen.
Was ist passiert? Um die Mittagszeit griff der mutmaßliche Täter eine Gruppe von Kita-Kindern im Aschaffenburger Schöntal-Park mit einem Küchenmesser an. Ein zweijähriger Junge und ein 41 Jahre alter Mann, der wohl schützend eingreifen wollte, wurden dabei getötet. Ein zweijähriges Mädchen, ein 72-jähriger Mann und eine 59 Jahre alte Erzieherin wurden zum Teil schwer verletzt ins Krankenhaus gebracht. Kurze Zeit später nahm die Polizei den mutmaßlichen Täter fest.
Der Tatverdächtige: Im Mittelpunkt steht nun ein 28-jähriger Afghane. Er sei im November 2022 nach Deutschland eingereist, sagte Bayerns Innenminister Joachim Herrmann (CSU), habe Anfang 2023 einen Asylantrag angestellt, im vergangenen Dezember aber angekündigt, das Land wieder verlassen zu wollen. Daraufhin habe das Bamf das Asylverfahren eingestellt und den Betroffenen zur Ausreise aufgefordert. Dazu sei es bislang aber nicht gekommen, sagte Herrmann. Nach Informationen des ZDF soll der Afghane über Bulgarien in die EU gekommen sein, den Dublin-Regeln zufolge wäre Bulgarien also für sein Verfahren zuständig gewesen. Hermann sagte, ein Dublin-Verfahren konnte „nicht zeitgerecht“ abgeschlossen werden.
Die Hintergründe: Hinweise auf eine radikale oder islamistische Gesinnung gebe es bislang nicht, sagte Herrmann. „Im Moment geht die Mutmaßung sehr stark in Richtung seiner offensichtlich psychischen Erkrankungen“, sagte der CSU-Politiker. Der Tatverdächtige sei in der Vergangenheit mindestens dreimal wegen Gewalttaten aufgefallen, zur psychiatrischen Behandlung eingewiesen und dann jeweils wieder entlassen worden. In seiner Unterkunft seien entsprechende Medikamente gefunden worden. Laut einem Bericht des Spiegels schloss die Polizei eine Terrortat „mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit“ aus.
Die politische Ebene: Genau von einer solchen – einer „unfassbaren Terror-Tat“ – sprach allerdings Bundeskanzler Olaf Scholz. Er sei „es leid, wenn sich alle paar Wochen solche Gewalttaten bei uns zutragen. Von Tätern, die eigentlich zu uns gekommen sind, um hier Schutz zu finden“, teilte er mit. Die Behörden müssten nun umgehend aufklären, warum der Täter noch im Land gewesen sei, daraus müssten dann sofort Konsequenzen folgen. Noch am Abend lud Scholz die Chefs des Verfassungsschutzes, des Bundeskriminalamtes und der Bundespolizei ins Kanzleramt ein. An dem Treffen nahm auch Innenministerin Nancy Faeser teil.
Die Debatte: Nachdem sich der Wahlkampf zuletzt vor allem um Wirtschaft, Arbeitsplätze und Preise drehte, lassen die ersten Äußerungen aus der Politik darauf schließen, dass die Themen Innere Sicherheit und Migration wieder höhere Priorität bekommen. Darauf deuten nicht nur die Äußerungen von AfD und BSW hin, auch Christian Lindner schrieb auf X „über die Gründe für Staatsversagen“ müsse debattiert werden. Unions-Kanzlerkandidat Friedrich Merz twitterte: „So kann es nicht weitergehen. Wir müssen Recht und Ordnung wiederherstellen!“