Für die wichtigsten Akteure stand das Ergebnis schon vor der Anhörung der prominentesten Zeugen im Atom-Untersuchungsausschuss fest. Ja, man habe die Verlängerung der Laufzeiten im Energie-Krisenjahr 2022 ergebnisoffen geprüft, versicherten der grüne Vizekanzler Robert Habeck und auch Kanzler Olaf Scholz (SPD). Genau diese Prüfung habe es nicht gegeben, sagte der Ausschussvorsitzende Stefan Heck (CDU), die am Ende nur um wenige Monate verschobene Abschaltung der letzten drei Kernkraftwerke sei ein „großangelegtes Täuschungsmanöver gewesen“. Beide Seiten waren gestern also wieder oder besser noch da, wo die Ausschussarbeit angefangen hatte.
Grundsatzfragen: Von den Fachfragen, welche Beamten im Wirtschaftsministerium wann welche Vorschläge gemacht haben, kam man in der letzten Befragungsrunde vor der Wahl schnell zu den Grundsatzfragen, ob nun durch den (2011 von Schwarz-Gelb beschlossenen) Ausstieg ein wirtschaftlicher Schaden entstanden sei – und ob der CO₂-Ausstoß geringer ausgefallen wäre. Während Kanzler Olaf Scholz Stunde um Stunde auf seinen Auftritt warten musste, stritten der Grünen-Abgeordnete Konstantin von Notz und die CDU mit Ausdauer darum, wie man richtig Fragen stellt.
Machtwort: Als der Kanzler dann nach der Tagesschau-Zeit endlich aufgerufen wurde, bestätigte er noch einmal, dass er es war, der – weil Grüne und FDP zu weit auseinanderlagen – allein entschieden habe, dass die Meiler dreieinhalb Monate länger laufen durften. Ohne sein Machtwort, also den formalen Einsatz seiner Richtlinienkompetenz, wäre die Energiesicherheit im Krisenwinter vor zwei Jahren nicht garantiert gewesen. Habeck und FDP-Chef Christian Lindner habe er aber vorher informiert. Seit Mitte April 2023 ist die Atomkraft in Deutschland Geschichte.