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Meldung

Auch Friedrich Merz hat Ärger

Diese Meldung stammt aus dem folgenden Briefing des Dossiers Platz der Republik:

Neben Robert Habeck muss sich auch sein Kontrahent ums Kanzleramt, CDU-Chef Friedrich Merz, mit den Folgen seiner jüngsten Aussagen beschäftigen. In seinem Fall geht es um grünen Stahl: Er „glaube persönlich“ nicht daran, dass der schnelle Wechsel hin zum wasserstoffbetriebenen Stahlwerk erfolgreich sein werde, sagte Merz am Montag bei einer Betriebsrätekonferenz der CDA, dem Arbeitnehmerflügel der CDU, in Bochum.

Antwort Habeck: Selbst wenn ausreichend Wasserstoff vorhanden sei, „dann ist die Tonne Stahl immer noch mindestens 300 Euro teurer, als wenn sie bisher konventionell erzeugt wird“, sagte Merz. Robert Habeck warf ihm gestern vor, die Aussage sei ein Schlag ins Gesicht der Beschäftigten. Sie könne nur so übersetzt werden, dass die Stahlproduktion in Deutschland zu Ende gehe.

Das sagt die Industrie: Trotz wirtschaftlicher Probleme will Deutschlands größter Stahlhersteller Thyssenkrupp am grünen Stahl festhalten. „An der grünen Transformation führt kein Weg vorbei“, sagte Konzernchef Miguel Lopez kürzlich. Bund und Länder stellen ihm dafür zwei Milliarden Euro bereit, 700 Millionen sind bereits investiert. Auch Salzgitter hat eine Milliarde Euro vom Bund bekommen. Branchenweit rechnet man damit, dass grüner Stahl schon Mitte der 30er-Jahre so günstig sein wird wie sogenannter grauer Stahl.

Die Infrastruktur ist schon in Planung: Deutschland hat das Kernnetz, mit dem der Wasserstoff in allen 16 Bundesländern verteilt werden soll, bereits genehmigt. Kosten für die 9040 Kilometer Leitung? Knapp 19 Milliarden Euro. Dieses Jahr noch sollen die ersten Abschnitte in Betrieb gehen, die Fertigstellung ist für 2032 geplant. Einen Punkt hat Merz allerdings: Die Bundesregierung rechnet damit, 2030 zwischen 95 und 125 Terawattstunden Wasserstoff zu importieren – und zum „größten Importeur“ von Wasserstoff weltweit zu werden. Hierfür sind an den deutschen Außengrenzen 13 Knotenpunkte vorgesehen.

Grüße nach Düsseldorf: Merz stellt sich nicht nur gegen Grüne und SPD, sondern auch gegen die eigenen Leute. Beim Stahlgipfel vergangenen Herbst hatte sich NRW-Ministerpräsident Hendrik Wüst (CDU) für die Region auf grünen Stahl festgelegt. Auch jetzt fällt die Unterstützung für Merz verhalten aus. „Als CDU bekennen wir uns klar zum Stahlstandort Deutschland und zum Weg zur Klimaneutralität“, heißt es von Parteivize Andreas Jung. Allein die CO₂-Speicherung, wie sie die Union vorschlägt, wird dafür allerdings nicht ausreichen. Um wirklich klimaneutral zu werden und den Stahlstandort zu erhalten, braucht es grünen Wasserstoff.