von Florian Eder, Gabriel Rinaldi und Tim Frehler
Diese Meldung stammt aus dem folgenden Briefing des Dossiers Platz der Republik:
Die Europawahl im Juni war eine Vorschau auf das, was sich bei den Landtagswahlen in Thüringen, Sachsen und Brandenburg im Herbst erneut zeigte: Erstwählerinnen und Erstwähler, aber auch junge Menschen insgesamt, wählten ganz anders als noch 2019. Besonders beliebt im Sommer: Union, AfD, Kleinparteien. Bei den Landtagswahlen war es dann die AfD, die bei der Jugend gewann.
Der Einfluss von Tiktok: Der Politikwissenschaftler Roland Verwiebe von der Universität Potsdam sagte der Deutschen Welle, dass die Hälfte der 16- bis 24-Jährigen ihre politischen Informationen ausschließlich von Tiktok beziehe. „Wir gehen davon aus, dass der Erfolg der AfD auf Tiktok sehr wahrscheinlich zum Wahlerfolg der Partei beigetragen hat“, sagte Verwiebe. Seine Forschungsgruppe stellte durchschnittlich neun Videos pro Woche mit AfD-Inhalten fest.
Verpuffter Scholz-Effekt: Im Vergleich dazu wurden nur etwas mehr als ein Video mit Bezug zur CDU oder dem BSW gezeigt und noch deutlich weniger zu anderen Parteien. Dabei hatte sich im April der Bundeskanzler ein Profil zugelegt, es folgten Abgeordnete und Ministerien. Geholfen hat es wenig: Die AfD ist mit mehr als 500.000 Followern und über acht Millionen Likes noch immer am erfolgreichsten, die SPD landet mit insgesamt rund 160.000 Followern auf Platz zwei. Was aber bei Tiktok noch wichtiger ist: Der Algorithmus begünstigt extremere Inhalte, sagen die Potsdamer Forscher.