von Florian Eder, Gabriel Rinaldi und Tim Frehler
Diese Meldung stammt aus dem folgenden Briefing des Dossiers Platz der Republik:
Der bemerkenswerteste Rücktritt des Jahres war der Ricarda Langs. Nicht, weil die Grünen-Chefin sich, wie der gesamte Parteivorstand, nach der Serie von Niederlagen im Osten zurückzog, sondern weil sie eine ganz neue öffentliche Persona entwickelte: Mal launig, mal lustig, mal ein bisschen daneben, wie es einem eben so geht, kommentiert sie nun Geschehnisse, deren Teil sie soeben noch war.
Geschichte einer Befreiung: Die Distanz eröffnete Raum, nicht zuletzt dafür, sich nicht ganz so wichtig zu nehmen, wie es sich in der Spitzenpolitik gehört, und für einen neuen Nebenjob als Kolumnistin für den Focus. Als Parteivorsitzende habe sie versucht, so „ernsthaft, glatt und perfekt wie möglich zu sein“, sagte Lang, von der Zeiteingeladen zur Selbstreflexion. Das sei ein Fehler gewesen, weil sie dadurch „die Deutungshoheit über sich“ anderen Menschen überlassen habe.
Für die Partei war der Rücktritt weniger befreiend: Team Habeck übernahm, ernsthaft, mit perfekten Löchern in den Socken, wobei der Anspruch noch von der Wirklichkeit entfernt ist. Die Deutungshoheit über den Kandidaten und seine Partei lassen sich, laut Umfragen, die Wählerinnen und Wähler auch nicht nehmen.