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Meldung

Softwarebeschaffung als Industriepolitik

Diese Meldung stammt aus dem folgenden Briefing des Dossiers Platz der Republik:

Obwohl die Ampel sich zum Ziel gesetzt hatte, stärker auf Open Source zu setzen, hat sich in der laufenden Legislatur nicht viel geändert: Weiterhin fließen die Milliarden an die großen Tech-Konzerne aus Amerika, wenn der Staat Software beschafft. Europäische und deutsche Softwareunternehmen fühlten sich „oft alleingelassen“, sagte Frank Karlitschek, Chef des Stuttgarter Unternehmens Nextcloud, SZ Dossier. „Kein deutscher Kanzler oder keine deutsche Kanzlerin würde auf die Idee kommen, einen Toyota oder Ford als Firmenwagen zu fahren.“ Bei Software sei das aber „total normal“.

Neue Industriepolitik: Digitale Souveränität sei „mindestens genauso wichtig wie Energiesouveränität“, sagte Dirk Schrödter (CDU), Chef der schleswig-holsteinischen Staatskanzlei, SZ Dossier. Softwarebeschaffung sei heute Teil von Industriepolitik. „Software disruptiert eine Branche nach der anderen“, sagte Karlitschek. Im Autobereich sei das gut zu beobachten. „Als letzte Konsequenz bedeutet das für Europa, dass alle Branchen ein gigantisches Problem haben, wenn wir keine Kompetenzen im Softwarebereich haben.“ 

Umlenken auf Open Source: Neue Open-Source-Förderprogramme seien „komplett unnötig“. Es würde reichen, wenn die vorhandenen Mittel bestehender IT-Budgets anders eingesetzt werden, sagte Schrödter. „Indem wir das einkaufen, was hier entwickelt wird.“ Digitale Souveränität und die Stärkung des Wirtschaftsstandorts seien zwei Seiten derselben Medaille. Wenn der Staat nur die Hälfte der Softwarebeschaffungen auf Open Source umstellen würde, „würden die Unternehmen nur so aus dem Boden sprießen“, sagte Karlitschek.

Bei offener Software kann der Code öffentlich eingesehen und bearbeitet werden. Sie ist oft kostenfrei verfügbar, kostet aber trotzdem etwas – weil sie implementiert und gepflegt werden muss. Karlitscheks Cloud basiert wie die Produkte einiger anderer Anbieter in Deutschland komplett auf offener Software. Die Open-Source-Wirtschaft könne zum „Rückgrat der deutschen Digitalwirtschaft werden, wenn wir es richtig anstellen“, sagte Schrödter.

Vorreiter im Norden: Schleswig-Holstein ist das erste und einzige Bundesland, das sich von den geschlossenen Systemen Microsofts lossagt – und zum Beispiel alle Office-Anwendungen ablöst und durch Open-Source-Produkte ersetzt. Über den Stand des Projekts haben Schrödter und Karlitschek mit Matthias Punz vom Dossier Digitalwende gesprochen.

Softwarebeschaffung als Industriepolitik (Meldung) | SZ Dossier