von Florian Eder, Gabriel Rinaldi und Tim Frehler
Diese Meldung stammt aus dem folgenden Briefing des Dossiers Platz der Republik:
Die vormalige Bundeskanzlerin ließ sich gestern bis in den Abend hinein als letzte Zeugin des Afghanistan-Untersuchungsausschusses ein, und zwar im Stile ihrer Erinnerungen: Mit wem, wann genau und wo sie im Sommer 2021 über die Lage in Afghanistan allgemein und über die Ortskräfte gesprochen hatte, legte Angela Merkel recht ausführlich dar. „So systematisch wie Sie hat hier niemand eingeführt“, sagte der Ausschussvorsitzende Ralf Stegner (SPD).
Nationale Sicherheit, Verantwortung für Mitarbeiter, geopolitische Realität: Dem allen gerecht zu werden, erwies sich im Augenblick des Abzugs als große Überforderung – der Politik. Der Abschlussbericht des Ausschusses wird laut CSU-MdB Erndl nun „bis Februar“ erstellt: rechtzeitig vor der Bundestagswahl, davon ist auszugehen.
Wer war's? „Den einen großen Fehler gab es nicht. Vor allem die Soldatinnen und Soldaten haben ihre Aufträge erfüllt“, sagte Erndl am Abend SZ Dossier, der stellvertretende Vorsitzende des Ausschusses. Er sieht das damals SPD-geführte Auswärtige Amt in der Verantwortung: „Das dort erstellte Lagebild war zu lange von der Hoffnung geprägt, dass ein innerafghanischer Friedensprozess zu einem Ergebnis führt“, sagte er.
2015 war schon sechs Jahre her: Merkel gab auch institutionelle Spannungen in der eigenen politischen Familie zu. Das Verteidigungsministerium unter Annegret Kramp-Karrenbauer wollte eigene Ortskräfte schützen – das Innenministerium, damals von Horst Seehofer geführt, habe dafür sorgen müssen, „dass wir uns nicht Kräfte ins Land holen, die für terroristische Anschläge verantwortlich sind“, sagte Merkel. „Dieses Dilemma habe ich schon sehr deutlich gespürt.“