von Florian Eder, Tim Frehler und Gabriel Rinaldi
Diese Meldung stammt aus dem folgenden Briefing des Dossiers Platz der Republik:
Was für die Linke am Wochenende in Halle auf dem Spiel stand? Alles. Indem sie sich nicht selbst zerlegt hat, legt sie für einen Wiederaufbau zumindest den Grundstein. Leiten werden dieses Projekt Ines Schwerdtner und Jan van Aken, die am Samstag mit 79,8 und 88 Prozent als neue Parteivorsitzende gewählt wurden. Fast wichtiger als die Abstimmungsergebnisse war jedoch die Vorarbeit, die Schwerdtner – und maßgeblich – van Aken geleistet hatten.
Erster Erfolg: Den beiden war es gelungen, einen Kompromiss beim Thema Nahostkonflikt auszuhandeln, einer Angelegenheit also, die das Potenzial hat, die Linke zu spalten und den Parteitag zu versenken. Der große Knall blieb aus, ein erster Erfolg für das neue Führungsduo. Von „Aufbruchstimmung“ und einer „Kultur des Miteinanders“, sprach Heidi Reichinnek, die Sprecherin der Gruppe im Bundestag, gestern.
Projekt Wiedereinzug: Die Frage ist nun, wie die Linke nächstes Jahr wieder in den Bundestag einziehen will. Der nächste Schritt dabei: Zuhören. Die Partei will an 100.000 Haustüren klingeln und die Menschen nach ihren Problemen fragen. Inhaltlich sei nach dem Parteitag das Thema Miete gesetzt, sagte Heidi Reichinnek SZ Dossier. Außerdem könne sie sich die Themen Gesundheit und Pflege sowie Rente vorstellen.
Die Spitzenkandidatur: Reichinnek verweist auf den Neujahrsempfang der Partei im Januar. „Ein ganz guter Zeitpunkt“, wie sie sagt, um das Personal für die Spitzenkandidatur vorzustellen. Die neue Parteivorsitzende Schwerdtner wird sich im Berliner Bezirk Lichtenberg um das Direktmandat bewerben, das zuletzt Gesine Lötzsch für die Linke geholt hatte. Sie tritt nicht wieder an. Van Aken hingegen sagte, er habe im Moment nicht vor, für den Bundestag zu kandidieren.
Aktion Silberlocke: Gregor Gysi brachte seiner Partei ein Angebot mit. „Irgendwann nach dem Parteitag“, sagte Gysi, „werden sich drei ältere Herren, drei ältere Genossen treffen.“ Gemeint waren Dietmar Bartsch, Bodo Ramelow und er. „Wir werden zusammen essen und einen Wein trinken – und beraten“, sagte Gysi. Wenn sie zu dem Ergebnis kämen, dass es den nötigen Aufschwung in der Partei gebe, „dann starten wir die Aktion Silberlocke“. Die drei alten Kerle würden dann „in vollem Umfang“ in den Wahlkampf eingreifen und sich um ein Direktmandat bewerben. Gysi und seine Mitstreiter könnten damit letztendlich den Daumen über den Neuanfang der Linken heben oder senken. Reichinnek über Gysis Pläne: „Das klang für mich schon sehr positiv“, sagte sie.
Überraschungsgast: Während sich die Grüne Jugend ganz in der Nähe neu aufstellte, trat in Halle mit Sarah-Lee Heinrich eine Frau auf, die der Jugendorganisation und ihrer Partei gerade erst den Rücken gekehrt hatte. Ob sich die Abtrünnigen nun der Linken anschließen? Erst einmal nicht – noch nicht zumindest. „Wir sortieren uns jetzt erstmal“, sagte Heinrich. „Aber wer weiß: Vielleicht kann man sich danach ja dann mal kennenlernen.“