Süddeutsche Zeitung

Unsere Kernprodukte

Im Fokus

Partnerangebote

Möchten Sie in unseren Produkten und Services Anzeigen inserieren oder verwalten?

Anzeige inserieren

Möchten Sie unsere Texte nach­drucken, ver­vielfältigen oder öffent­lich zugänglich machen?

Nutzungsrechte erwerben
Meldung

Wüst zieht zurück

Diese Meldung stammt aus dem folgenden Briefing des Dossiers Platz der Republik:

Hendrik Wüst steht nicht als Kanzlerkandidat der Union zur Verfügung. Das gab der CDU-Politiker und nordrhein-westfälische Ministerpräsident gestern in Düsseldorf bekannt. Gleichzeitig, sagte Wüst, habe er den Landesvorstand der CDU in NRW gebeten, Friedrich Merz als Kanzlerkandidaten zu unterstützen. Dafür habe es großen Zuspruch gegeben. Was heißt das jetzt?

Erstens: Friedrich Merz dürfte die Kanzlerkandidatur kaum zu nehmen sein. Und es wird nicht lange dauern, bis er das auch selbst kommuniziert. Schließlich wirkt die ganze Aktion gut abgestimmt. Erst sickert am Sonntag durch, dass Merz antreten will und dies auch bald verkünden werde. Einen Tag darauf zieht Wüst zurück. Bleibt die Frage: Wer sagt es Markus Söder?

Zweitens: Wüst verabschiedet sich aus einem Rennen, in dem er ohnehin kaum noch Chancen hatte. Merz hat als Partei- und Fraktionschef der beiden Schwesterparteien, das natürliche Recht des Erstzugriffs auf die Kanzlerkandidatur. Für Wüst gilt daher, was für Markus Söder gilt: Die Union müsste ihn rufen. Danach sah es zuletzt allerdings nicht aus. Wüst hat Zeit: Er ist erst 49 Jahre alt. Macht er keine Fehler, wird er in Zukunft weiter in der Rolle eines Kanzlerkandidaten in spe bleiben und sich dadurch in NRW und darüber hinaus seinen Einfluss sichern. Eine durchaus komfortable Position, mit der sich arbeiten lässt. Nicht umsonst betonte er gestern, er habe in den vergangenen Monaten wahrgenommen, dass Menschen sich wünschen, dass er auch über NRW hinaus Verantwortung übernehme. „Übrigens oft auch junge Menschen“, sagte Wüst. Die Botschaft dahinter: In Zukunft führt kein Weg an mir vorbei.

Drittens: Auch Wüst mahnte gestern, 2021 dürfe sich nicht wiederholen. Also ein quälender Streit um die Kanzlerkandidatur, einschließlich Attacken aus dem eigenen Lager. Eine Parallele aber gibt es: Wieder könnte die Union, diesmal mit Friedrich Merz, einen Kandidaten ins Rennen schicken, der nach der Parteiarithmetik zwar die logische, nach demoskopischen Maßstäben aber nicht die beste Wahl ist. Bei der Konkurrenz dürften sie das genau registrieren. Vielleicht hat Olaf Scholz gestern ja kurz geschmunzelt.

Wüst zieht zurück (Meldung) | SZ Dossier