Die europäischen Nachbarn finden den deutschen Alleingang an den Grenzen nicht gut. Polen nannte sie „inakzeptabel“. Bei Tareq Alaows von ProAsyl löst das Sorgen aus. „Wenn Polen und Österreich sagen, sie nehmen die abgewiesenen Menschen nicht zurück, könnten diese Menschen im Niemandsland zwischen den Grenzen stranden“, sagte er SZ Dossier, es könne „sich eine ähnliche Situation entwickeln wie an der polnisch-belarussischen Grenze“.
Warnung vor rassistischen Kontrollen: ProAsyl warnt vor Racial Profiling an den Grenzen. „Wir befürchten zwei Schlangen an den Grenzen, aufgeteilt nach Hautfarbe“, sagte Alaows. Racial Profiling ist laut dem Deutschen Institut für Menschenrechte menschenrechtswidrig, immer wieder gibt es entsprechende Vorwürfe. Nach welchen Kriterien aber wird die Bundespolizei die punktuellen Grenzkontrollen durchführen? „Das ist genau die Frage, die wir uns stellen“, sagte Alaows, „doch eine Aufteilung nach Hautfarben gehört nicht in einen Rechtsstaat.“
Kein Verständnis für Vorwürfe: Andreas Roßkopf, der Vorsitzende für den Bereich Bundespolizei bei der Gewerkschaft der Polizei (GdP), kann Vorwürfe und Diskussionen über Racial Profiling „überhaupt nicht nachvollziehen“, sagte er. Die Kolleginnen und Kollegen seien sehr sensibel, wüssten genau, worauf sie zu achten hätten. „Wir gehen nicht nach Hautfarbe, wir gehen danach, was unsere Lagebilder hergeben“, sagte Roßkopf SZ Dossier. In diese Lagebilder flössen Erkenntnisse aus der Schleierfahndung, aus Aufgriffen und aus Aussagen aus Vernehmungen ein. Daraus leite man dann etwa ab, welche Routen eine Rolle spielen könnten. Und diese Lagebilder seien dann die Basis des Vorgehens. Will heißen: nicht das Aussehen der Kontrollierten.
„Nicht akzeptabel“ nannte das Bundesinnenministerium Racial Profiling bei Kontrollen. Die rassistische Durchführung von Kontrollen sei „besonders verachtenswert“, zudem könne es das Vertrauen der Bürgerinnen und Bürger, die potenziell davon betroffen seien, in Polizei und Rechtsstaat schädigen.