von Gabriel Rinaldi und Tim Frehler
Diese Meldung stammt aus dem folgenden Briefing des Dossiers Platz der Republik:
Als die AfD gestern in Berlin vorstellte, welche Schlüsse und Forderungen sie aus den Wahlergebnissen in Sachsen und Thüringen ableitet, war einer nicht dabei: Björn Höcke. Stattdessen hatte er seinen Co-Vorsitzenden nach Berlin geschickt, Stefan Möller. Der erklärte dann, Höcke sei im Wahlkampf an die „Belastungsgrenze“ gegangen und sei in Thüringen geblieben.
Wie weiter mit Höcke? Damit war zumindest geklärt, wo sich der Rechtsextremist gestern Morgen aufhielt. Bleibt die Frage, wie sich das Thüringer Wahlergebnis auf seinen Einfluss in der Bundespartei auswirken wird. Vor dem Wahlsonntag gab es immer wieder Berichte, in denen ihm ein schwindender Einfluss attestiert wurde. Und jetzt?
Wahlerfolg ja, Regierungsbeteiligung nein: Der Politikwissenschaftler Wolfgang Schroeder von der Universität Kassel sieht zwei Optionen. Die erste: „Alle orientieren sich an ihm.“ Oder: „Innerhalb der Partei wächst der Widerstand gegen ihn.“ So hat es Schroeder gestern in einer Wahlanalyse beschrieben, die „Das Progressive Zentrum“ organisiert hatte. Obwohl Höcke der erfolgreichste Wahlkämpfer sei, den die AfD je aufgeboten habe, hält Schroeder die zweite Option für naheliegend. Und zwar dann, wenn man sich die Frage stelle, wie eine Machtperspektive für die AfD mittelfristig aussehen könnte. Die Wahl in Thüringen zeige einerseits den Erfolg der AfD, in Form des Wahlergebnisses. Sie zeige aber auch den Misserfolg: die fehlende Machtbeteiligung.
Erpressen oder koalieren? Höcke stünde nach dieser Lesart eher für ein Modell des Misserfolgs. Er verkörpere den Typ „Erpressungspartei“, sagte Schroeder. „Er will das Ganze.“ Mittlerweile gibt es in der AfD jedoch Netzwerke, die smarter auftreten, nicht minder radikal in der Sache, aber geschmeidiger. Und die womöglich eher den „Modus der Koalitionspartei“ einschlagen könnten. Am Ende, sagte Schroeder, werde sich innerhalb der AfD jedoch weiter alles an Höcke reiben.