von Valerie Höhne, Gabriel Rinaldi, Selina Bettendorf und Tim Frehler
Diese Meldung stammt aus dem folgenden Briefing des Dossiers Platz der Republik:
Der Finanzminister hatte gestern ein Beinahe-Heimspiel. Christian Lindner (FDP) erhielt bei einem Bürgerdialog in Potsdam (er wohnt nebenan in Berlin-Dahlem) überraschenden Zuspruch von den Wählerinnen und Wählern, wie mein Kollege Claus Hulverscheidt beobachtet hat. Gleich die zweite Fragestellerin meinte es gut mit dem Gast aus Berlin. Sie wolle erst einmal die Regierung loben, die ihre Arbeit besser mache, als das in der Öffentlichkeit oft dargestellt werde.
Zwei Wahrheiten: Provokantes bekam der Minister nicht zu hören, nur einmal wurde der FDP-Chef sehr ernst. Es gebe nämlich zwei Wahrheiten, die er den Menschen nicht ersparen könne. Zum einen müsse das durchschnittliche Renteneintrittsalter von heute 64 auf 67 Jahre steigen, anders sei das Rentensystem auf Dauer nicht zu finanzieren. Zum anderen gelte: „Wir brauchen Einwanderung!“ Zwar dürfe es keine ungesteuerte Zuwanderung in die Sozialsysteme geben. Der Arbeitsmarkt aber werde mittel- und langfristig ohne Fachkräfte aus dem Ausland nicht auskommen.
Ein Ende wie bestellt: Das Thema, das das politische Berlin derzeit beschäftigt wie kein anderes, kam erst ganz zum Schluss zur Sprache. Er habe gar keine Frage, sagte ein Zuhörer, er wolle einfach Danke sagen, dass Lindner den Haushaltsentwurf dieses Mal vor der Verabschiedung juristisch habe prüfen lassen, statt erneut auf das Bundesverfassungsgericht zu warten. Deutschland dürfe mit Blick auf künftige Generationen nicht über seine Verhältnisse leben, der Minister möge deshalb „bitte stark bleiben“ beim Thema Schuldenbremse. „Danach kann nichts mehr kommen“, sagte Lindner.