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Meldung

Grüne Lehren aus der Europawahl

Diese Meldung stammt aus dem folgenden Briefing des Dossiers Platz der Republik:

11,9 Prozent haben die Grünen bei der Europawahl geholt, ihr Ergebnis hat sich also im Vergleich zu 2019 fast halbiert. Gestern Abend nun haben die beiden Parteivorsitzenden, Ricarda Lang und Omid Nouripour, circa 1500 Anhängern in einem Webinar vorgestellt, welche Lehren die Partei aus diesem Ergebnis ziehen will. Acht Punkte haben sie ausgemacht, um zur „führenden Kraft der linken Mitte“ zu werden.

Zuhören und antworten: Die Menschen fühlten sich von den Grünen nicht mehr gehört, sagte Ricarda Lang. Eingeübte Wahlkampfformate sollen daher überdacht werden, es soll mehr Dialogmöglichkeiten geben. Zweitens wolle man „handfeste Antworten“ auf die Probleme der Menschen in ihrem Alltag geben, sagte Nouripour. Auf Inflation, Migration, gestiegene Energiepreise, die Angst vor Krieg. Darauf solle künftig ein stärkerer Fokus liegen. Nach der Europawahl sagten laut einer Umfrage von Infratest Dimap 61 Prozent der Befragten, die Grünen kümmerten sich zu wenig um Wirtschaft und Arbeitsplätze. Das wollen sie ändern.

Markenkern stärken: Drittens, so Parteichefin Lang, wolle man wieder eine „führende Orientierungspartei“ werden. Das bedeute, um Stammwähler zu kämpfen, aber das erweiterte Potenzial nicht aufzugeben. Die Grünen sollten demnach klar in „Werten und Zielen und pragmatisch im Weg“ sein, sagte Lang. Klingt erst einmal nach weniger Öko, mehr Volkspartei. Trotzdem solle Klimaschutz und Naturschutz, Punkt vier, wieder stärker hörbar werden.

Angebote erneuern: Ricarda Lang mahnte ihre Partei, fünftens, dazu, sich mehr auf die eigenen Stärken als auf das negative campaigning anderer über sie zu konzentrieren. Die Grünen müssten robuster und souveräner werden, die eigenen „Stärken stärken“. Punkt sechs betrifft eine spezifische Wählergruppe: junge Menschen. Diese träfen „rationale Wahlentscheidungen“, sagte Nouripour, dieses Mal eben nicht für die Grünen. Lang sagte, 2021 – bei der Bundestagswahl – hätte die Partei ein Versprechen an die jungen Menschen gegeben, „jetzt seid ihr dran“. Das sei nicht eingelöst worden. Lösung? Angebot erneuern. Vielleicht klappt es mit der Einlösung nach der nächsten Wahl.

Busse, die fahren: Lang sagte, an vielen Stellen sei das Vertrauen in das Funktionieren des Staates verloren gegangen. Die Grünen wollten eine Politik für ein Land machen, „in dem die Dinge wieder funktionieren“. Stichwort Daseinsvorsorge: Der Bus soll fahren. Sie finden, sie hätten nach wie vor „eine klare Chance als führende Kraft der linken Mitte“, das Motto: „Pessimisten gewinnen keine Wahlen“. Das kann man auch so interpretieren: Geht es nach der Parteispitze, werden sie wieder einen Kanzlerkandidaten aufstellen.

Grüne Lehren aus der Europawahl (Meldung) | SZ Dossier