von Valerie Höhne und Gabriel Rinaldi
Diese Meldung stammt aus dem folgenden Briefing des Dossiers Platz der Republik:
Die Ökonomin Isabella Weber, die während der Energiekrise einen Gaspreisdeckel forderte, warnt vor einer „Schockflation“ durch eine Erhöhung eines CO₂-Preises. Für die Bertelsmann Stiftung hat sie durchgerechnet, welche Branchen eine Krise auslösen könnten, die weite Teile der Gesellschaft betreffen und dementsprechend zerstörerisch wirken könnte. Dazu zählt laut Weber auch die Einführung eines CO₂-Preises.
Marktwirtschaft in Theorie und Praxis: Das Instrument gilt als Allheilmittel im Kampf gegen den Klimawandel, weil es, so das Kalkül, emissionsintensive Güter verteuert und dadurch unattraktiv macht, schreibt mein Kollege Bastian Brinkmann. Allerdings ist es auch nur so marktwirtschaftlich, wie die Politik es lässt – der CO₂-Preis ist hoch anfällig für staatliche Eingriffe in die Preissetzung.
Webers Warnung: Die Erhöhung hängt an der Anzahl von Zertifikaten, der Preis schwankt daher. Dies könnte zu ruckartigen Preisaufschlägen führen, diese Unsicherheit sei schlecht für Investitionen und schrecke Menschen ab. Sie möchte den CO₂-Preis nicht abschaffen oder gar nicht erhöhen, aber ihn mehr steuern. „Wir brauchen in Anbetracht der unsicheren CO₂-Preisentwicklung Sicherheitsvorkehrungen gegen Preissprünge“, sagte Weber. Sonst gleiche die Klimapolitik einer Achterbahnfahrt ohne Sicherheitsbügel. Die Menschen hätten Angst, herausgeschleudert zu werden. Dann lieber nicht Achterbahn fahren.
Besonders betroffen sind laut Webers Berechnungen Wohnen, Energie, Verkehr und Lebensmittel. „In diesen essenziellen Sektoren darf man sich nicht nur auf CO₂-Preise verlassen“, sagte Weber. Der Staat müsse dafür sorgen, dass die Preise nicht außer Kontrolle gerieten. Neben Autobahnen könnten Wände mit Solarpaneelen hochgezogen werden, per Kredit finanziert, sie sollten dann zum Beispiel Ladesäulen mit Strom versorgen und so die E-Mobilität bezahlbarer machen. Die FDP dürfte davon wenig halten, schließlich hält sie die einseitige Subventionierung klimaneutraler Technologien für falsch, Stichwort Technologieoffenheit. „Beim Klimawandel sind wir zu spät dran, um noch auf Wundermittel zu warten“, sagte Weber. „Das ist utopisches Wunschdenken. Das Fenster für Technologieoffenheit hat sich geschlossen.“