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Scholz-Berater mit Erinnerungslücken

Jens Plötner kann sich nicht erinnern, so wie es gelegentlich seinem Chef passiert, dem Bundeskanzler. Der Untersuchungsausschuss zum Abzug der Bundeswehr aus Afghanistan geht nach bald zwei Jahren in seine finale Phase und beginnt, Entscheider zu befragen. Gestern war Plötner dran, damals Politischer Direktor im Auswärtigen Amt, heute außenpolitischer Berater von Olaf Scholz (SPD). Die große Frage: Welche Fehler wurden beim Abzug gemacht und wie konnte es so weit kommen?

Unerfüllte Hoffnungen: Die Planungen im Auswärtigen Amt und Entwicklungsministerium seien vorwiegend darauf gerichtet gewesen, nach dem Truppenabzug eine zivile Präsenz in Kabul und anderen Teilen des Landes fortzusetzen, berichtet die SZ. Lange hofften sie darauf, dass die Amerikaner nach der Wahl von Joe Biden den Abzug zumindest verlangsamen würden.

Das bestätigte Plötner. Man habe sich keine Illusionen gemacht, sagte er. „Wir haben es halt versucht, das kann man uns vielleicht vorwerfen aus heutiger Sicht.“ Allerdings war schon damals absehbar, dass die Taliban es nicht unbeantwortet gelassen hätten, wenn die USA vom Zeitplan abgerückt wären. Noch am 13. August, so sagte es Plötner vor den Abgeordneten, habe er sich nicht vorstellen können, was am 15. August passiert ist.

Uneinigkeit in Berlin: Es habe ausgeprägte und teils gegensätzliche Eigeninteressen der beteiligten Ressorts gegeben, sagte Plötner, die sich zum Teil gegenseitig blockiert hätten, etwa Unstimmigkeiten zwischen Außen- und Innenministerium zu Ortskräften. Zwar gab es koordinierende Runden, aufgelöst wurden die Widersprüche aber nicht, was nicht zuletzt Fragen nach der Rolle des Kanzleramts aufwirft. Plötner hatte im Ausschuss keine Erinnerung daran, ob das Kanzleramt die Initiative ergriffen hätte.