von Valerie Höhne, Tim Frehler und Gabriel Rinaldi
Diese Meldung stammt aus dem folgenden Briefing des Dossiers Platz der Republik:
Mitte der Woche fliegt Wirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) nach Ostasien, er besucht Südkorea und China. Deutsche Unternehmen in China erwarten höhere Umsätze im Land – trotz der unsicheren Wirtschafts- und Weltlage. Das geht aus einer neuen Umfrage der Deutschen Handelskammer in China hervor. Größte Herausforderungen sind demnach Preisdruck, gefolgt von schwacher Nachfrage, das gaben 61 beziehungsweise 51 Prozent der Unternehmen an. Geopolitische Spannungen folgten mit 37 Prozent an dritter Stelle. Für Habeck ist die Prioritätensetzung wohl andersherum.
Erhebliche Unsicherheiten: Doch trotz leichter Erholung der Geschäftserwartungen erleben deutsche Unternehmen viele Unsicherheiten. Zum Beispiel: Die EU-Kommission droht China mit hohen Strafzöllen für E-Autos, nun hofft die deutsche Wirtschaft auf Entspannung durch den Vizekanzler. Sein Haus teilte schon am Freitag mit, Habeck werde nicht verhandeln, die „EU-politischen Entwicklungen“ dürften aber Thema sein. „Ich denke, dass wir uns alle ein wenig beruhigen sollten, und nicht denken, dass diese Diskussion für die gesamte europäisch-chinesische Beziehung stehen sollte, weil es so viel mehr Zusammenarbeit gibt“, sagte Clas Neumann, Vorstandsvorsitzender der Deutschen Handelskammer in Ostchina.
Dialog statt Zolleskalation: Von einer Überschwemmung des Marktes könne kaum die Rede sein, sagte er. Der EU-Marktanteil chinesischer Elektroautos sei so klein, dass der Raum für Verhandlungen groß genug sei. Als „sehr wünschenswert“, bezeichnete es ein Sprecher aus dem Wirtschaftsministerium, „wenn wir zu einer einvernehmlichen Lösung kommen könnten“. Klar sei aber auch, dass „von der chinesischen Seite ernsthafte Bewegung benötigt wird“. Auch Neumann betonte die Notwendigkeit fairer Wettbewerbsbedingungen und eines transparenten rechtlichen Umfelds in China, um das Investitionsvertrauen zu stärken.
Mehr Umsatz, kein höherer Gewinn: Laut der Umfrage wünschen sich 19 Prozent der Unternehmen Unterstützung bei der Forderung nach einem transparenteren regulatorischen Rahmen. Nur 53 Prozent der befragten Unternehmen planen, ihre Investitionen in den nächsten zwei Jahren zu erhöhen, verglichen mit 61 Prozent im letzten Jahr. Während 39 Prozent der Unternehmen höhere Umsätze für 2024 prognostizieren, rechnet nur ein Viertel mit steigenden Gewinnen.