Bundesfinanzminister Christian Lindner (FDP) hat das Wochenende genutzt, um die Einhaltung der Schuldenbremse fest zuzusagen. Das Datum, an dem der Haushalt stehen soll, hat er hingegen infrage gestellt. In der „Abwägung ist mir ein präzise konzipiertes und gutes Ergebnis wichtiger als ein schnelles“, sagte Lindner den Zeitungen der Funke-Mediengruppe. Scholz hielt im ZDF dagegen: Der Haushalt müsse „fristgerecht, Anfang des nächsten Monats“ vorgelegt werden.
Druck aus der eigenen Partei: Dafür braucht er auch die eigene Partei. Gestern Nachmittag kam das SPD-Präsidium zu einer Krisensitzung zusammen. Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil ist sich zwar sicher, dass Scholz nach wie vor die Nummer 1 in der Partei sei. Die Parteilinke aber will diskutieren. „Wir brauchen einen Plan B, wenn es am 3. Juli Spitz auf Knopf steht und Olaf Scholz keine 30 Milliarden Einsparungen mitmachen kann, Christian Lindner sich aber ebenfalls nicht bewegt“, hatte der Bundestagsabgeordnete Tim Klüssendorf meinem Kollegen Georg Ismar gesagt. „Denn einen solchen Sparhaushalt wird es mit uns nicht geben“, sagte er. Stellt sich die Frage, was es dann gibt?
Verschärfungen angedacht: Lindner hat konkrete Mittel im Blick. Man müsse sich „die Kostensteigerung beim Bürgergeld“ ansehen, sagte er, Sozialleistungsbetrug wolle er künftig stärker angehen. Der SPD-Arbeitsminister Hubertus Heil hat sich bereits bewegt: Die Regierung arbeite an einer Verschärfung, wurde der SZ aus Regierungskreisen bestätigt. Demnach soll das Bürgergeld Empfängern, die schwarz arbeiten, für zwei Monate komplett gestrichen werden. Die gleiche Sanktion droht, wenn Arbeits- und Weiterbildungsangebote ignoriert würden. Nur die Kosten für die Wohnung würde der Staat dann übernehmen. Zuerst hatte Bild darüber berichtet.
Und nun? Erst einmal bleibt die Diskussion dort, wo sie war. „Welch größere Notlage sollte es geben als diesen Krieg mitten in Europa?“, sagte Außenministerin Annalena Baerbock (Grüne) der SZ auf die Frage, ob sie fordere, die Schuldenbremse auszusetzen. „Unser verdammter Job als Regierung ist es, auch in schwierigen Zeiten Probleme miteinander zu lösen.“ Den größten Gefallen, „den wir den Feinden der liberalen Demokratie im In- und Ausland tun könnten, wäre, dass noch eine europäische Demokratie vorzeitig in Neuwahlen geht“: Zusammenbleiben im Dienste der freien Welt.