von Valerie Höhne, Gabriel Rinaldi und Tim Frehler
Diese Meldung stammt aus dem folgenden Briefing des Dossiers Platz der Republik:
Lange hielt die Freude über den Wahlsieg bei der AfD nicht. Tage später stritten sie wieder. Die Lage bei der AfD wäre unübersichtlich, würde uns Tim Frehler hier nicht die Dinge ordnen. Vertreter aus dem Lager von Maximilian Krah bezeichnen den neuen Delegationsleiter in Brüssel, René Aust, als „Verräter“ und „Lügner“. Götz Kubitschek, rechtsextremer Vordenker der Partei aus Schnellroda, schrieb in einem Blogbeitrag, Aust habe „sich einsetzen lassen“, dabei wäre er „gut beraten gewesen (…) sich nicht an der Ausbootung Krahs zu beteiligen“. Dort, in Schnellroda, sieht man Krah immer noch als den besseren Mann, als „Donald Krah“, der die Massen mobilisiere.
Höcke vs. Krah: Der neue Delegationsleiter Aust steht unter Druck. Ein Statement, einen „1. Gruß aus Brüssel“, den er für Mittwochabend angekündigt hatte, sagte er wieder ab. Am Donnerstag nun bekam er Schützenhilfe aus Thüringen – von Björn Höcke persönlich. Er verurteile die „ehrenrührige Kampagne“ gegen Aust „auf das Schärfste“, teilte Höcke in einer gemeinsamen Erklärung mit Co-Landessprecher Stefan Möller mit, die gestern Nachmittag auf Telegram verschickt wurde. Aust ist Teil des Höcke-Lagers, das war Krah auch einmal, doch nun ging Höcke Krah öffentlich an: Dieser trage die Vorwürfe gegen Aust durch sein Schweigen mit. Höcke ging auch die Parteiführung an, es sei enttäuschend, dass die Bundesspitze den Vorwürfen gegen Aust bisher nicht widersprochen habe.
Dabei wollen die beiden sich in wenigen Wochen wiederwählen lassen. Kern des Streits ist die Frage, welcher Fraktion die AfD in Brüssel angehören könnte. Die ID-Gruppe, der Marine Le Pens Rassemblement National angehört, nimmt die AfD vorerst jedenfalls nicht wieder in ihre Reihen auf.
Und Krah? Der versuche Kräfte hinter sich zu sammeln, hieß es aus Kreisen des Bundesvorstands. Mittlerweile erzählten sich einige in der Partei, Krah spiele mit dem Gedanken, selbst für den Parteivorsitz zu kandidieren. Er überschätze dabei jedoch die Zahl seiner Unterstützer, hieß es, die Sache sei „zum Scheitern verurteilt“. Anders als Krah, darf Petr Bystron, Nummer 2 auf der Liste, gegen den wegen Korruptionsvorwürfen ermittelt wird, Teil der Delegation sein. Gestern durchsuchten Ermittler aber erneut Objekte Bystrons.