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Meldung

Wähler auf Wanderschaft

Diese Meldung stammt aus dem folgenden Briefing des Dossiers Platz der Republik:

Am ersten Tag nach der Wahl hat die AfD-Delegation im Europaparlament ihr erstes Mitglied verloren: Spitzenkandidat Maximilian Krah flog raus. Bei ihrer konstituierenden Sitzung stimmte eine Mehrzahl der neu gewählten Abgeordneten dafür, Krah aus der Delegation auszuschließen. Damit, so die Hoffnung, könnte der Weg für eine Wiederannäherung an Marine Le Pen und ihren Rassemblement National frei sein. Die AfD sucht noch immer eine Fraktion im Europäischen Parlament. Mit Krah wäre eine Rückkehr in die ID-Fraktion schwierig geworden. Das Comeback soll jetzt René Aust organisieren, er wird die Delegation anführen.

Woher kamen die BSW-Wähler? Derweil ging am Montag die Suche nach den Gründen für den Wahlerfolg der Parteien an den Rändern des politischen Spektrums weiter. Ein beliebtes Spiel dabei ist die Frage, wer wem am meisten Stimmen abgeluchst hat. Laut Infratest Dimap wanderten vor allem von SPD und Linken Wähler zum Bündnis Sahra Wagenknecht (BSW). AfD-Parteichef Tino Chrupalla hatte diese Zahlen offenbar auch auf dem Schirm und sagte am Montag, man habe „kaum Stimmen an das Bündnis Sahra Wagenknecht abgegeben“. Laut Infratest Dimap kann man das so sehen: Lediglich 160.000 Menschen hat die AfD im Vergleich zur Bundestagswahl 2021 an das BSW verloren, sogar bei der FDP sind es mehr.

Das BSW also doch kein wirklicher Konkurrent für die AfD? Fachleute sehen das anders: Der Soziologe Andreas Hövermann, der am Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Institut (WSI) der Hans-Böckler-Stiftung forscht, sagte SZ Dossier: „Die Analyse von Wählerwanderungen ist generell sehr fehleranfällig.“ Im konkreten Fall etwa, weil als Vergleich der Wert der Parteien bei der Bundestagswahl 2021 herangezogen wird. Damals stand die AfD jedoch nur bei zehn Prozent, erst danach hat sie ihre Werte in Umfragen zeitweise verdoppelt. Das berücksichtigen die Zahlen von Infratest aber nicht.

Neu und scheu? Gerade unter diesen Neulingen könnten sich aber „überdurchschnittlich“ viele vorstellen, das BSW zu wählen, sagte Hövermann, sie hätten auch kein sonderlich großes Vertrauen in die AfD. Eine kürzlich veröffentlichte Studie des WSI zeigt: Unter neuen AfD-Anhängern neigt mehr als jeder Dritte dazu, das BSW wählen zu wollen. Im Durchschnitt aller AfD-Wähler liegt der Wert der Studie zufolge bei 21,6 Prozent. „Ich würde also schon sagen, dass das BSW in der Lage war, der AfD Stimmen streitig zu machen“, sagte Hövermann.

Wähler auf Wanderschaft (Meldung) | SZ Dossier