von Valerie Höhne, Tim Frehler und Gabriel Rinaldi
Diese Meldung stammt aus dem folgenden Briefing des Dossiers Platz der Republik:
Laut neuestem ZDF-Politbarometer, veröffentlicht gestern Abend, kann die Union damit rechnen, in Deutschland klar stärkste Kraft bei der Europawahl zu werden. Grüne, SPD und AfD liegen in der Umfrage gleichauf auf Platz zwei mit je 14 Prozent.
Zum Umgang mit Enttäuschungen: Wahlkampf ist eine Zeit, in der Politikerinnen und Politiker aller Parteien vor allem Zuspruch hören (wollen). „Ich erlebe kontinuierlich große Zustimmung“, sagte Anton Hofreiter, Vorsitzender des Europaausschusses, SZ Dossier. Er wunderte sich nicht über die Diskrepanz zu den Umfragen: „Die Mehrheit, die zu Veranstaltungen kommt, ist eben ähnlicher Meinung wie ich“, sagte er. „Die, die nicht mit mir übereinstimmen, sagen mir das nur selten so direkt.“ Es sei deswegen manchmal schwierig, als Politiker ein Gefühl dafür zu haben, wie die Stimmung außerhalb der eigenen Echokammer sei. Daran liegt es wohl, dass jene Politikerinnen und Politiker, die schlechte Umfragewerte plagen, häufig erzählen, sie erlebten im Wahlkampf eine ganz andere, selbstredend bessere, Stimmung.
Erwartungsmanagement: Für die Grünen hieße ein Ergebnis von 14 Prozent einen deutlichen Verlust, nach den 20,5 Prozent im Jahr 2019. Die SPD hat als Ziel ausgegeben, ihre 15,8 Prozent aus 2019 wenigstens ein bisschen zu steigern. Die FDP könnte es böse treffen, die Umfragen sehen sie bei vier Prozent. Alles darunter wäre katastrophal.
Die Union hofft tiefstapelnd auf ein ähnliches Ergebnis wie 2019 (28,9 Prozent), ein paar Prozentpunkte mehr dürften es gern sein. Für das Bündnis Sahra Wagenknecht ist die EU-Wahl ein Test: In Umfragen nimmt die Partei bei einer bundesweiten Wahl die Fünf-Prozent-Hürde locker. Die AfD, in Umfragen seit den Skandalen um EU-Spitzenkandidat Maximilian Krah und Petr Bystron die Nummer zwei auf der Liste, hat Prozentpunkte verloren, liegt aber trotzdem noch bei rund 15 Prozent.
Die Überraschung des Wahlabends könnte Volt werden: Drei Prozent sagt die ZDF-Umfrage der Partei voraus – 2019 waren es 0,7 Prozent, was gerade für ein Mandat reichte.