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Meldung

Die Flut, die Wut: Klima mobilisiert nicht mehr

Diese Meldung stammt aus dem folgenden Briefing des Dossiers Schattenspieler:

Die Europawahl vor fünf Jahren galt als Klimawahl. Den Grünen bescherte das mit über 20 Prozent ein einzigartig hohes Ergebnis. Ihren Wettbewerbsvorteil hat die Partei inzwischen verloren: Nicht etwa, weil die Klimakrise gelöst wäre, sondern weil sie immer weniger Menschen zu beschäftigen scheint.

Daran ändert auch die Flut in Süddeutschland nichts. In den ersten Tagen der Flut sahen selbst die Grünen davon ab, eine Verbindung herzustellen zwischen der Naturkatastrophe und dem Klimawandel, das zeigt eine Analyse der X-Accounts von Bundestagsabgeordneten, Spitzenkandidaten zwischen dem 29. Mai und dem 6. Juni.

Unter den 25 populärsten Hashtags lag „Hochwasser“ bei den Grünen nur auf Platz drei: hinter „Mannheim“ und dem Wahlkampfslogan „Machenwaszählt“. Der Hashtag „Starkregen“ rangierte sogar nur auf Rang zwölf. Stattdessen twitterten die Grünen auch zu Themen wie Ukraine oder Nordstream2. Allerdings: im Endspurt posten die Grünen doch noch eifrig Inhalte zum Hochwasser- und fingen sich vom Twitter-Neuling Wolfgang Kubicki (FDP) gar den Vorwurf ein, die Flutkatastrophe für Wahlkampfzwecke zu instrumentalisieren.

Klimakrise – und keiner geht hin? Wie kommt es aber, dass die Menschheitsbedrohung plötzlich nicht mehr zu mobilisieren scheint? Silke Borgstedt, Geschäftsführerin des Sinus-Institutes, hat eine Erklärung: Gerade in der Mitte der Bevölkerung hätten die geopolitischen Krisen wie der Krieg in der Ukraine oder der Konflikt in Nahost dazu geführt, dass die Menschen sich stärker auf ihr nahes Umfeld konzentrieren, also eher auf „ihren eigenen Geldbeutel“ schauen. Das Klimathema sei vor dem „Hintergrund dieser zusätzlichen Krisen zurückgedrängt“ worden, sagt Borgstedt.

Das zeigt auch eine Studie im Auftrag der Friedrich-Ebert-Stiftung, die vor zwei Wochen veröffentlicht wurde. Demnach hält eine deutliche Mehrheit der Befragten in Deutschland den Klimawandel zwar für ein sehr wichtiges Thema. Gefragt danach, worum sich die Politik kümmern soll, stehen aber Inflation und sinkende Kaufkraft ganz oben auf der Prioritätenliste.

Die Flut, die Wut: Klima mobilisiert nicht mehr (Meldung) | SZ Dossier