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Meldung

Vielen Deutschen unbekannt: die Kolonialgeschichte des Landes

Diese Meldung stammt aus dem folgenden Briefing des Dossiers Platz der Republik:

Das Auswärtige Amt beschäftigt sich heute mit seiner eigenen Geschichte. Dazu hat es zur Veranstaltung „Das Auswärtige Amt und die Kolonien. Geschichte, Erinnerung, Erbe“ geladen. Die „Kolonialabteilung“ des Amts war zwischen 1890 und 1907 zuständig für die deutsche Kolonialherrschaft in Afrika, Asien und Ozeanien. 1907 ging daraus das Reichskolonialamt hervor. Während des Ersten Weltkriegs verlor Deutschland seine Kolonien an die Alliierten.

Aufarbeitung aktuell: Das berüchtigtste Beispiel deutscher Kolonialherrschaft ist der Völkermord an den Herero und Nama von 1904 bis 1908. Schätzungsweise 100.000 Menschen wurden ermordet, verdursteten oder starben in Konzentrationslagern. Laut Politik & Kultur wurde das Wort erstmals 1905 in Namibia verwendet. Derzeit arbeitet die Bundesregierung laut Staatsministerin Katja Keul (Grüne) an mehreren Schwerpunkten zur Aufarbeitung der Kolonialgeschichte. „Der erste ist Kenntnis, Information und Bildung“, sagte sie, „die deutsche Öffentlichkeit weiß viel zu wenig über die Kolonialgeschichte unseres Landes.“

Das Unrecht anerkennen: Die Nachfahren der Opfer etwa in Kamerun und Tansania wünschten sich „Anerkennung des Unrechts“, sagte Keul. Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier hatte auf einer Reise im Februar angekündigt, beim namibischen Volk um Vergebung zu bitten. Er sei „davon überzeugt, dass es an der Zeit ist, das namibische Volk um Entschuldigung zu bitten“, sagte Steinmeier. Ein Aussöhnungsabkommen zwischen Namibia und Deutschland wurde zwar verhandelt, doch nicht unterschrieben. Nachfahren der Opfer sind dagegen, das Abkommen sei „eine Beleidigung“.

Schwierige Rückgaben: Der dritte Schwerpunkt sei laut Keul die Rückgabe von Kulturgütern, der vierte sei die Rückgabe menschlicher Überreste. „Gerade letzteres ist ein sehr schwieriges Thema. In Deutschland lagern ungefähr 17.000 Überreste. Gerade in Berlin und Göttingen, wo es die größten Sammlungen gibt, ist man dabei, herauszufinden, woher die Gebeine kommen“, sagte Keul. Es kämen Nachfahren nach Deutschland, um ihre DNA auf Übereinstimmung zu testen. „Es gibt auch schon erste Treffer. Hier besteht eine gewisse Dringlichkeit, denn wir wollen die Überreste zurückbringen“, sagte Keul.

Vielen Deutschen unbekannt: die Kolonialgeschichte des Landes (Meldung) | SZ Dossier