In der Turnhalle ist das Dach undicht, ein neuer Spielplatz ist nicht drin – und überall diese Schlaglöcher. Missstände, für die in zahlreichen Kommunen das Geld fehlt, um sie zu beheben. Ein Problem vor allem im Ruhrgebiet, wo viele Kommunen hoch verschuldet sind. Städte und Gemeinden können sie kaum begleichen. Die Frage also: Wer könnte es?
Altschuldenfrage im Koalitionsvertrag: Seit Jahren streiten Bund und Länder über diese Frage. Eine Lösung der sogenannten Altschuldenfrage steht im Koalitionsvertrag der Ampel, einige Länder haben eigene Initiativen gestartet. Nordrhein-Westfalen aber, wo mehr als 20 Milliarden Euro fehlen, hat keine Lösung.
Neuer Vorschlag: NRW-Ministerpräsident Hendrik Wüst (CDU) machte gestern Abend in Berlin einen neuen Vorschlag zur Lösung. Ab dem Jahr 2025 sollen über einen Zeitraum von 30 Jahren Bund und Land jeweils 7,5 Milliarden Euro an zusätzlichem Geld an die Kommunen überweisen – jede Seite also jährlich 250 Millionen Euro. Eine hälftige Übernahme der Schulden hatte der Bund bereits in einem Eckpunktepapier des Bundesfinanzministeriums im Frühjahr vorgeschlagen. „Jetzt ist die Bundesregierung am Zug, wir erwarten, dass auch sie nun ihr Wort hält“, sagte Ministerpräsident Wüst.
Der Haken: Damit der Bund überhaupt einspringen kann, müsste das Grundgesetz geändert werden, dafür wiederum braucht es die Zustimmung der Union im Bundestag und der Länder im Bundesrat. Ist Wüst deswegen auf seinen Parteichef Friedrich Merz zugegangen? Er ließ es offen. Es sei in erster Linie „Aufgabe der Bundesregierung, Mehrheiten zu organisieren“, sagte Wüst.
SPD bietet Unterstützung an: „Wenn das Angebot aus NRW an den Bund ernst gemeint ist, werden wir Schwarz-Grün im Interesse der verschuldeten Städte und Gemeinden unterstützen“, sagte Achim Post, Vorsitzender der NRW SPD, SZ Dossier. „Das gilt auch, wenn es darum geht, in der CDU für eine Änderung des Grundgesetzes zu werben.“ Positive Signale kommen derweil auch von den kommunalen Spitzenverbänden in NRW. „Was die Landesregierung vorgestellt hat, scheint ein belastbares Modell zu sein“, teilten sie in einer gemeinsamen Stellungnahme mit. Nun brauche man „klare Zusagen“ vom Bund.