von Valerie Höhne, Gabriel Rinaldi und Tim Frehler
Diese Meldung stammt aus dem folgenden Briefing des Dossiers Platz der Republik:
Wir Deutsche haben eine interessante Faszination für charismatische Staatschefs. Wir finden sie cool, siehe Emmanuel Macron und früher Barack Obama. Aber selbst jemanden wählen, der Massen ansprechen kann? Lieber nicht. Begeistern lassen sich die Deutschen aber trotzdem – wie gestern Abend auf dem Neumarkt in Dresden, als Macron seine Rede an Europas Jugend hielt.
Macron wollte Ostdeutschland kennenlernen: Macron sprach als erster französischer Präsident nach der Wiedervereinigung in Dresden, „es berührt mich sehr“, sagte er auf Deutsch. Er habe die deutsche Sprache und Kultur in der Schule kennengelernt „und tue das immer noch. Ich tue mein Bestes, glauben Sie mir“, sagte er. Er wolle mit allen Deutschen ins Gespräch kommen, hatte er am Sonntag in Berlin gesagt, auch daher die Reise nach Dresden.
Europa sei „kein Supermarkt“: Genau wie vor einem Monat an der Universität Sorbonne warb er für europäische Souveränität, die EU müsse unabhängiger werden, in der Verteidigungspolitik, in der Wirtschaftspolitik. In der Nato sollten Europäer als Alliierte agieren, sich nicht auf die USA verlassen. Er warnte vor dem Erstarken autoritärer Mächte in der EU, die zwar Gelder aus Brüssel wollten, aber nicht die Freiheit. „Diese Tendenz ist keine Tendenz, sie ist Realität in Ungarn. Das war Realität bis zu den wunderbaren Wahlen in Polen“, sagte er. Europa sei „kein Supermarkt“.
Friedenspreis in Münster: Heute wird Macron mit dem Westfälischen Friedenspreis geehrt, damit endet der Staatsbesuch – und der Arbeitsbesuch beginnt. Macron und Scholz treffen sich mit etlichen Ministerinnen und Ministern auf Schloss Meseberg, es soll um Wettbewerbsfähigkeit und Sicherheit gehen. Bloomberg berichtet, es soll eine tiefere Luftverteidigungskooperation vorgestellt werden.