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Meldung

Die offene Radikalisierung der AfD

Diese Meldung stammt aus dem folgenden Briefing des Dossiers Platz der Republik:

Maximilian Krah, Spitzenkandidat der AfD für die Europawahl, wird von der Führung seiner Partei mittlerweile als Belastung wahrgenommen. Aus dem Umfeld des Bundesvorstands erfuhr SZ Dossier, dass Krah zum „sofortigen Rücktritt“ aus dem Gremium aufgefordert werden solle. „Das hätte durchaus eine positive Wirkung in die Partei hinein“, hieß es. Die nächste Stufe der Distanzierung von einem Stimmenfänger.

Ich kenne den Menschen nicht: Außerdem sei es nur folgerichtig, wenn Krah nicht mehr gemeinsam mit den Parteivorsitzenden auftreten würde, hieß es weiter. Damit würde zunächst Krahs Auftritt am kommenden Samstag in Marl wackeln, wo er gemeinsam mit Alice Weidel und Tino Chrupalla bei einer Wahlkampfveranstaltung sprechen soll. Die Fragen sind aber größer. Woher kommt die Aufregung der Parteispitze diesmal?

Gleich darauf krähte ein Hahn. Bisher sind AfD und Marine Le Pens Rassemblement National (RN) gemeinsam Teil der Fraktion Identität und Demokratie (ID) im Europäischen Parlament. Das ändert sich aber wohl bald. Verantwortlich dafür: Maximilian Krah. Der hatte am Wochenende der italienischen Zeitung La Repubblica gesagt, er werde „nie sagen, dass jeder, der eine SS-Uniform trug, automatisch ein Verbrecher war“. Das war dem RN viel zu viel Rechtsextremismus in Reinform. Er passt nicht zu Le Pens Kurs der sogenannten Entteufelung. Die Französin will sich bürgerlicher präsentieren, sanfter im Ton. Eine sich weiter radikalisierende AfD stört da sehr.

Getrennte Plätze: Im Europaparlament wollen die Franzosen nicht mehr mit der AfD zusammenarbeiten. Alexandre Loubet, Wahlkampfleiter des RN-Spitzenkandidaten Jordan Bardella, sagte der französischen Zeitung Libération: „Wir werden in der nächsten Amtszeit nicht mehr mit ihnen zusammensitzen.“ Der RN-Abgeordnete Thibaut François wurde in La Repubblica noch deutlicher und sagte: „Wir werden uns in der nächsten Legislaturperiode nicht mehr mit der AfD zusammenschließen.“

Wie geht es weiter? Fraktionen im Europaparlament sind fluider, als sich Berliner Pflänzchen das vorstellen, aber Veränderung passiert wie überall sonst: entweder durch Austritt oder durch Rausschmiss. Der RN hat diesbezüglich noch keine Parteilinie kommuniziert. Die AfD hat für den heutigen Vormittag eine Sondertelefonkonferenz anberaumt.

Die offene Radikalisierung der AfD (Meldung) | SZ Dossier