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Montenegrinische Ambitionen

Um 12 Uhr kommt Montenegros Premierminister Milojko Spajić ins Kanzleramt. Was er mit Olaf Scholz (SPD) besprechen will und in welcher geopolitischen Rolle er das kleine Land sieht, das hat er zuvor in kleiner Runde erzählt. Gabriel Rinaldi war dabei.

28 bis 2028: Spajić war 17 Jahre im Ausland, arbeitete als Investmentbanker in Singapur, bevor er 2020 in seine Heimat zurückkehrte, zunächst als Finanzminister, seit 2023 ist er Regierungschef. Er sieht Montenegro als strategisch wichtigen Partner der EU, der so schnell wie möglich mit am Tisch sitzen soll: „Wir wollen bis 2028 das 28. EU-Mitglied werden“, sagte er. Bereit sein will er bereits 2026, das sei ein realistisches Ziel. Dann liege es an den EU-Politikern, zu entscheiden, wann Montenegro zu ihnen gehören soll.

Die Schweiz des Balkans: Dafür braucht er prominenten Beistand, er erhofft ihn sich vom Kanzler. Sicherheitshalber hat Spajić auch Friedrich Merz (CDU) und Robert Habeck (Grüne) getroffen, man weiß ja nie. Sein Ziel: Unterstützung für die EU-Mitgliedschaft und eine Vernetzung von Montenegro mit europäischen Unternehmen. „Von Deutschland erhoffe ich mir mehr Verständnis für den westlichen Balkan“, sagte er. Das sei wichtig, um die geopolitische Lücke zu füllen, die dort zu lange herrschte. Der Balkan ist stark polarisiert, Moskau in Serbien sehr präsent. „Unsere Aufgabe ist es, gute Beziehungen mit allen Ländern in der Region zu pflegen, denn nur so werden wir die Russen aus der Region vertreiben“, sagte Spajić. „Ich bin wie eine kleine Schweiz, die versucht, alle unter einen Hut zu bringen, denn wir sind die Einzigen, die sich mit allen gut verstehen.“

Alles für die EU: Das NATO-Mitglied will als westliches Land wahrgenommen werden. „Wir agieren in der Region bereits wie ein Mitglied der Europäischen Union“, sagte Spajić. Man habe sich in den vergangenen zehn Jahren zu hundert Prozent an der europäischen Sicherheits-, Verteidigungs- und Außenpolitik orientiert. Bei der Rechtsstaatlichkeit habe es lange Zeit große Defizite gegeben, aber das sei seit Spajićs Antritt nicht mehr der Fall. Im Juni will Montenegro in die nächste Phase des EU-Beitrittsprozesses kommen. Ziel ist es, die vorläufigen Benchmarks zu Rechtsstaatlichkeit und Grundrechten bis dahin zu erfüllen.