Washington und Brüssel haben sich auf Zölle von 15 Prozent auf einen Großteil der europäischen Exporte geeinigt. Der Zollsatz gilt auch für Autos. Das Muster wiederholt sich: Trump droht und setzt Deadlines, letztlich will er aber Vertragsabschlüsse einsammeln, berichten unsere Kollegen vom Dossier Geoökonomie. Trump verkündete die Einigung nach einem Treffen mit EU-Kommissionschefin Ursula von der Leyen in seinem Golfclub im schottischen Turnberry: „Das ist der größte aller Deals.“
Harte Verhandlungen: Der US-Präsident hatte im Mai zunächst Abgaben von 50 Prozent auf nahezu alle EU-Waren angekündigt, diesen Wert dann auf 30 Prozent ab 1. August reduziert. Unter diesen Vorzeichen setzte er die Verhandlungen fort. Für die EU wurde im Laufe dieser Zeit klar, dass sie sich von ihrem Wunsch verabschieden musste, bei dem aktuell geltenden Basiszoll von zehn Prozent zu bleiben. Trump machte von der Leyen klar: Die 15 Prozent sind für ihn die Untergrenze.
Ein mittelmäßiger Deal ist aus europäischer Sicht immer noch besser als gar keiner. Zumal er kurz vor der Deadline erreicht wurde. Von der Leyen erklärte, das Abkommen werde „Stabilität“ und „Planbarkeit“ bringen. Sie sprach von einem „allumfassenden“ Zollsatz.
Kanzler Merz begrüßte die Einigung am Abend. „Es ist gut, dass Europa und die USA sich geeinigt haben und so eine unnötige Eskalation in den transatlantischen Handelsbeziehungen vermeiden“, teilte Merz mit. Mit der Einigung sei es gelungen, einen Handelskonflikt abzuwenden, der die exportorientierte deutsche Wirtschaft hart getroffen hätte. Das gelte besonders für die Automobilwirtschaft, betonte er. Man müsse weiter daran arbeiten, die Handelsbeziehungen mit den USA zu stärken.
Ein paar Punkte blieben allerdings unklar: Trump betonte, dass die 50-Prozent-Zölle auf Stahl, Aluminium und Kupfer bestehen bleiben. Bloomberg hatte kurz vor dem Treffen berichtet, dass es für Stahl- und Aluminiumimporte eine Quote geben solle, für die der hohe Zoll nicht gilt. Ferner seien begrenzte Ausnahmen für die Luftfahrt, bestimmte medizinische Geräte und Generika, einige Spirituosen sowie bestimmte Fertigungsanlagen vorgesehen.
Immerhin gelang es der EU offenbar, Autos in den Deal einzubeziehen. Derzeit werden auf alle Autoimporte 25 Prozent Zoll fällig – ein Wert, den die Industrie nicht abfangen kann. Für Fahrzeuge und Teile aus der EU gelten mit dem neuen Abkommen nun 15 Prozent, wie auf andere Waren auch. Das ist der gleiche Satz wie für Japan.
Die EU verpflichtet sich im Gegenzug, Gas und Öl im Wert von 750 Milliarden Dollar zu kaufen, zusätzliche 600 Milliarden Dollar in den Vereinigten Staaten zu investieren, ihre Märkte für US-Waren zollfrei zu öffnen und „gewaltige Mengen“ an militärischer Ausrüstung zu beschaffen. Auch das ähnelt in Grundzügen dem Japan-Deal von vergangener Woche.