Bundeskanzler Friedrich Merz hat einen Waffenstillstand im Gazastreifen gefordert. Dazu sei „gerade heute und in diesen Tagen“ der Moment gekommen, sagte er bei seiner Regierungserklärung im Bundestag. Deutschland stehe weiter an der Seite Israels, aber erlaube sich, „kritisch nachzufragen, welches Ziel Israel im Gazastreifen erreichen will“. „Und wir mahnen einen menschenwürdigen Umgang mit den Menschen im Gazastreifen an, vor allem mit den Frauen, den Kindern und den Älteren“, sagte Merz.
Krieg im Nahen Osten: Israel habe ein Recht darauf, seine Existenz und die Sicherheit seiner Bürgerinnen und Bürger zu verteidigen, sagte Merz. Iran dürfe deshalb keine Nuklearwaffen besitzen, die Auslöschung Israels sei über Jahre die Staatsräson des Mullah-Regimes.
Merz‘ Hoffnung: „Wir hoffen, dass das Vorgehen Israels und der Vereinigten Staaten von Amerika in den letzten Tagen Iran dauerhaft davon abbringt, seinem zerstörerischen Ziel noch näherzukommen.“
EU-Israel-Beziehungen: Merz rief Iran und Israel auf, dem Aufruf von US-Präsident Donald Trump zu einem Waffenstillstand zu folgen. Gleichzeitig stellte der Kanzler vor dem Europäischen Rat klar, Deutschland sei dagegen, die im EU-Assoziierungsabkommen mit Israel vereinbarten erleichterten Handelsbeziehungen auf Eis zu legen. „Ein Außerkraftsetzen oder gar eine Kündigung dieses Abkommens kommt mit der Bundesregierung nicht infrage“, sagte Merz.
Back to business: In seiner Regierungserklärung legte er den Schwerpunkt auf die Nato. „Wir dürfen uns nie an Kriegsgräuel gewöhnen“, sagte der Kanzler. Deutschland könne aus Bündnissen wie der EU und der Nato heraus mitgestalten, wie sich die Welt in den nächsten Jahren entwickelt. Um dies zu tun – es folgt das Leitmotiv der Regierungserklärung – brauche es Stärke und Verlässlichkeit nach innen und nach außen. Deutschland, sagte Merz, sei zurück auf der europäischen und internationalen Bühne.
Bedrohung aus Moskau: Was die höheren Verteidigungsausgaben angeht, betonte der Kanzler, man tue das nicht, um den USA und Trump einen Gefallen zu tun. „Wir tun das aus eigener Anschauung und Überzeugung“, sagte Merz. Vor allem Russland bedrohe die Sicherheit und Freiheit des gesamten euroatlantischen Raums „aktiv und aggressiv“. Man müsse befürchten, „dass Russland den Krieg über die Ukraine hinaus fortsetzen wird“.
Sein Fazit: „Wir müssen gemeinsam so stark sein, dass es niemand wagen kann, uns anzugreifen.“
Aus einem Guss: „In diesen Zeiten führt kein Weg an Diplomatie vorbei“, sagte SPD-Fraktionschef Matthias Miersch in der Aussprache. Außerdem mahnte er zum Einhalten des Völkerrechts. Auffällig: Miersch lobte ausdrücklich die Arbeit von CDU-Außenminister Johann Wadephul, der sich in den vergangenen Tagen stets vorsichtiger geäußert hatte als der Kanzler. „Machen Sie bitte so weiter, wie Sie begonnen haben“, sagte Miersch. Zuvor hatte auch Merz seinem Außenminister gedankt.