Die Bundesregierung nimmt immer mehr Konturen an. Aber wie steht es um den parlamentarischen Betrieb und dessen Arbeitsfähigkeit? Da wittern die Linken ein Foulspiel bei der Konstituierung der Ausschüsse. Die Grünen haben derweil ihre Personalfragen geklärt.
Eine Frage der Zahl: Wie viele Ausschüsse es im Bundestag geben wird, ist für Die Linke eine nicht unerhebliche Frage: „Wenn es 24 Ausschüsse gibt, bekommen wir zwei Vorsitzende, bei 25 Ausschüssen drei“, sagte Christian Görke, Parlamentarischer Geschäftsführer der Linken, SZ Dossier. Das sei von grundsätzlicher Bedeutung, sagte er. Ein Online-Rechner des Bundestages bestätigt seine Rechnung: Bei einer Gesamtzahl von 25 Ausschüssen könnte die Union acht Vorsitzende stellen, die AfD sechs, die SPD fünf, die Grünen drei und Die Linke ebenfalls drei. Bei einer Gesamtzahl von 24 reduziert sich die Zahl der Vorsitzenden für Die Linke auf zwei.
Ein Knackpunkt ist die Frage, ob es für den Bereich Energie einen eigenen Ausschuss geben wird oder ob das Thema in einem Ausschuss mit Wirtschaft aufgeht. Sollte letzteres der Fall sein, wäre das „fachlich wie politisch verheerend“, sagte Görke. Vor dem Hintergrund der Themen, die anstehen, wie etwa die Wärmwende, der Ausbau der Erneuerbaren oder der Netzkapazitäten, könne er nur davor warnen, keinen eigenen Energieausschuss einzurichten, das sei „nicht handhabbar“.
Ein Foul? Sollte dahinter das Motiv stecken, dass seine Fraktion durch eine geringere Anzahl an Ausschüssen zu weniger Vorsitzenden kommen soll, „wäre das ein grobes Foulspiel von Union und SPD an der Linken“, sagte Görke. Final entschieden sei die Sache aber noch nicht, es habe noch keine Runde der PGFs dazu gegeben. Er gehe davon aus, dass diese Anfang der kommenden Woche stattfindet.
Hintergrund: Die Ausschussvorsitzenden spielen eine wichtige Rolle im parlamentarischen Verfahren. Sie berufen Sitzungen ein, bereiten sie vor und leiten sie. Dabei agieren sie eher moderierend und wirken auf Kompromisse hin. Welche Fraktion wie viele Vorsitzende stellt, ergibt sich aus dem Kräfteverhältnis im Bundestag (wie oben beschrieben). Wer welchen Ausschuss genau erhält, machen die Ersten Parlamentarischen Geschäftsführer unter sich aus, indem sie die Ausschüsse nacheinander „ziehen“. Traditionell geht der Haushaltsausschuss an die größte Oppositionsfraktion.
Gewählt oder nicht? Die Vorsitzenden werden dann in der Regel bei der Gründung des Ausschusses von den Mitgliedern bestätigt, heißt es auf einer Seite des Bundestages. Bei Widerstand gegen einen Kandidaten wird gewählt. In der vergangenen Legislaturperiode verpassten die Abgeordneten der AfD dabei eine Mehrheit. Die Leitung des Ausschusses übernahm eine Stellvertreterin oder ein Stellvertreter.
Klassenstreber: Die Grünen haben während ihrer Fraktionssitzungen am Dienstag und Mittwoch geklärt, welche Abgeordneten die jeweiligen Ausschüsse besetzen. Ausweislich des Sitzungsbeschlusses gehen sie von 24 Ausschüssen aus. Auch die Frage der fachpolitischen Sprecherinnen und Sprecher haben die Grünen entschieden. So wird etwa die geschäftsführende Familienministerin Lisa Paus Sprecherin für Arbeit und Soziales. Tarek Al-Wazir, ehemals stellvertretender Ministerpräsident in Hessen, wird Sprecher für Verkehr. Michael Kellner, noch Staatssekretär im BMWK, wird Sprecher für Wirtschaft und Energie. Sein Noch-Chef Robert Habeck soll laut der Liste fortan im Auswärtigen Ausschuss arbeiten.
Wie sich die Grünen in den Bereichen Digitales und Staatsmodernisierung aufstellen, erfahren Sie heute in unserem Dossier Digitalwende.