Die CDU trifft sich heute im Hotel Estrel in Berlin zu ihrem kleinen Parteitag, dem sogenannten Bundesausschuss. Eigentlich sollte die Abstimmung über den Koalitionsvertrag dabei im Mittelpunkt stehen. Das allerdings dürfte Formsache sein. Interessanter wird es werden, wenn Friedrich Merz die Ministerinnen und Minister der CDU für sein Kabinett bekannt gibt.
Personalpuzzle: Spekulationen darüber, wen Friedrich Merz in sein Kabinett berufen will, halten sich seit Wochen. Gestern sickerten nach und nach mehrere Namen durch: Unionskreise stellen sich darauf ein, dass Johann Wadephul das Außenministerium erhält. Das neue Ministerium für Bildung und Familie soll an Karin Prien gehen, das Wirtschaftsministerium an Katherina Reiche. Gesundheit soll Nina Warken übernehmen. Table Briefings berichtete zuerst über diese Personalien. Thorsten Frei soll Kanzleramtsminister werden.
Die zweite Reihe: Auch die Namen von drei Parlamentarischen Staatssekretären wurden gestern bekannt: Silvia Breher soll laut Informationen aus Unionskreisen PStS im Landwirtschaftsministerium werden, Gitta Connemann Mittelstandsbeauftragte und PStS im Wirtschaftsministerium. Mareike Wulf soll hingegen im Bildungs- und Familienministerium anfangen. Der Publizist und Verleger Wolfram Weimer soll nach SZ-Informationen Kulturstaatsminister werden.
Auch Markus Söder will heute verkünden, wen die CSU ins Kabinett schickt: Laut Stern und ntv soll das Innenministerium an Alexander Dobrindt gehen; Forschung, Technologie und Raumfahrt an Dorothee Bär. CSU-Verteidigungspolitiker Florian Hahn soll laut Informationen von Table Briefings Staatsminister im Auswärtigen Amt werden, sein Parteifreund Ulrich Lange als PStS ins Verkehrsministerium gehen. Alexander Hoffmann soll Dobrindts Nachfolger als CSU-Landesgruppenchef werden, die Unionsfraktion soll Jens Spahn führen.
Nicht dabei: Carsten Linnemann wird der Kabinettsliste nicht angehören. Im Gespräch mit Nicolas Richter und Robert Roßmann von der SZ hat er erklärt, warum: Linnemann wäre gerne Arbeits- und Sozialminister geworden. „Das sind die Themen, für die ich seit vielen Jahren brenne.“ Das Wirtschaftsministerium hingegen hätte nicht gepasst.
Lieber im Adenauer-Haus: Er sei sehr gerne Generalsekretär und freue sich, Generalsekretär bleiben zu dürfen. In der Parteizentrale seien sie gerade mit einer Rückschau auf das Wahlergebnis beschäftigt: „Ich möchte, dass wir in den Rückspiegel schauen, um zu sehen, was wir in Zukunft besser machen können“, sagte Linnemann. Er selbst habe mit einem Wahlergebnis von mehr als 30 Prozent gerechnet, räumte er ein. Als aber klar gewesen sei, dass das BSW nicht in den Bundestag einziehen wird, sei er froh gewesen, weitermachen zu können. Das alles habe ihn aber ein paar Tage lang sehr mitgenommen.
Elefant im Raum: Weiter offen ist die Frage, wie die Union mit der AfD im Bundestag umgehen will, ob sie etwa Politikerinnen und Politiker zu Ausschussvorsitzenden wählt. Im Gespräch mit der SZ sagte Generalsekretär Linnemann, jeder Abgeordnete müsse das selbst entscheiden. CSU-Chef Markus Söder sprach sich im Bericht aus Berlin gestern gegen die Wahl von AfD-Politikern zu Ausschussvorsitzenden aus. Er glaube nicht, dass das eine gute Idee ist, sagte Söder. Er sei zwar gegen eine Dämonisierung der Partei. Aber die AfD wolle die Union zerstören und schade als teilweise rechtsextrem eingestufte Partei dem Image Deutschlands. Auf die Frage, ob für die CSU-Abgeordneten gelte, was Lars Klingbeil gesagt hatte, dass er nämlich nicht den Arm für einen AfD-Ausschussvorsitzenden heben werde, sagte Söder: „Natürlich.“