Seit Tagen geht es hin und her, neue Anträge werden geschrieben, alte Entwürfe wieder hervorgekramt. Heute nun kommt es im Bundestag zur ersten Nagelprobe in Sachen Migrationspolitik. Ein Überblick dazu, was die Parteien angekündigt haben zu tun oder zu lassen.
Zwei Anträge will die Union einbringen: Beim sogenannten Fünf-Punkte-Plan geht es um Zurückweisungen an den deutschen Grenzen sowie dauerhafte Grenzkontrollen. Im zweiten Antrag haben CDU und CSU 27 Punkte formuliert, mit denen sie die innere Sicherheit verschärfen wollen. Um Gesetzentwürfe handelt es sich dabei nicht, mit dem Fünf-Punkte-Plan der Union etwa würde die Bundesregierung dazu aufgefordert, die entsprechenden Maßnahmen umzusetzen.
Freitag geht's weiter: Einen Gesetzentwurf wollen CDU und CSU dann mit dem Entwurf für ein „Gesetz zur Begrenzung des illegalen Zustroms von Drittstaatsangehörigen“ zur Abstimmung bringen. Das wurde bereits in erster Lesung im Bundestag beraten, an den zuständigen Ausschuss verwiesen und dort mit der damaligen Ampelmehrheit abgelehnt.
Grüne: Grünen-Fraktionschefin Katharina Dröge warf Merz gestern nun Wortbruch vor. Im November hatte der CDU-Chef Grünen und SPD vorgeschlagen, keine Abstimmungen auf die Tagesordnung zu setzen, bei der eine „zufällige oder tatsächlich herbeigeführte Mehrheit“ mit der AfD zustande kommen könnte. Jetzt sei Merz in Alice Weidels Falle getappt, sagte Dröge. Die Grünen wollen ihrerseits etwa die nationale Umsetzung der Geas-Reform in dieser Woche in den Bundestag einbringen.
SPD: Rolf Mützenich, Fraktionsvorsitzender der SPD, sprach der Union und ihrem Kanzlerkandidaten die Integrität und Berechenbarkeit ab, „die nötig sind, um das Land zu regieren“. Er sei „entsetzt“ über Merz' Vorgehen, der keinerlei Gespräch mit ihm gesucht habe, sagte Mützenich gestern. Die SPD hat einen eigenen Beschluss zum Thema Migration verfasst und warf der Union vor, verhindert zu haben, dass die entsprechenden Gesetze in einer vereinbarten Debatte mit der Regierungserklärung beraten werden können.
AfD: Für die in Teilen rechtsextreme Partei ist die Sache nicht ganz einfach: Schließlich heißt es in Merz' Antrag vom Wochenende, die AfD schüre Fremdenfeindlichkeit und verbreite Verschwörungstheorien. Stimmt sie allerdings nicht zu, ließe sie die Chance ungenutzt, zu behaupten, die Brandmauer bröckle. Auf der Fraktionssitzung entschieden sich die Abgeordneten gestern dafür, sowohl den beiden Anträgen als auch dem sogenannten Zustrombegrenzungsgesetz zuzustimmen.
BSW: Letzteres will auch das BSW absegnen. Der Antrag der Union zur inneren Sicherheit sei für das BSW aber „auf keinen Fall zustimmungsfähig“, sagte Parteichefin Sahra Wagenknecht gestern. Hinsichtlich des Fünf-Punkte-Plans sagte Wagenknecht am Nachmittag im Bundestag, sie würde nach aktuellem Stand nicht von einer Zustimmung des BSW ausgehen. Sie halte die Forderungen für unrealistisch. Eine Sprecherin des BSW teilte am Abend jedoch mit, ob die Partei dem Fünf-Punkte-Plan zustimme, sei noch offen.
Wie weiter? Einem internen Papier zufolge will die FDP-Fraktion den 27-Punkte-Plan ablehnen. Sehr unwahrscheinlich also, dass dieser Antrag eine Mehrheit findet. Beim Fünf-Punkte-Plan hängt es nach derzeitigem Stand vom Verhalten des BSW ab. CDU/CSU, AfD und FDP verfügen zusammen über 362 Abgeordnete, die Mehrheit liegt bei 367 Parlamentariern. Entscheidend könnten am Ende die neun Fraktionslosen sein. Trotz der unsicheren Mehrheitsverhältnisse will die Unionsfraktion an ihrem Vorgehen festhalten und beide Anträge zur Abstimmung stellen. „Die Union wirbt offensiv um Zustimmung von SPD, Grünen, FDP“, hieß es gestern aus Kreisen der Fraktion. „Ob sich eine Mehrheit abzeichnet oder nicht, sehen wir morgen bei der namentlichen Abstimmung.“