Im Streit um den Zeitplan für Neuwahlen gibt es noch keine Einigung. Wenn der Opposition da an keiner Vereinbarung gelegen sei, „dann muss der Bundeskanzler entscheiden, wann er die Vertrauensfrage stellt“, sagte Regierungssprecher Steffen Hebestreit gestern. Zuvor hatte der Erste Parlamentarische Geschäftsführer der Unionsfraktion, Thorsten Frei (CDU), der Idee von Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) eine Absage erteilt, die zwei größten Fraktionen könnten gemeinsam einen Termin festlegen.
Vertrauensfrage statt Nebelkerzen: Frei hatte am Morgen gesagt, der Kanzler solle jetzt „keine weiteren Nebelkerzen werfen, sondern zügig die Vertrauensfrage stellen“. Am Nachmittag klang das etwas diplomatischer: „Die SPD ist am Zug, mit konkreten Vorschlägen auf die Union zuzukommen“, hieß es bezüglich des Zeitpunkts aus der Unionsfraktion. Derzeit laufen dazu nach SZ-Informationen Gespräche zwischen Unionsfraktionschef Friedrich Merz und SPD-Fraktionschef Rolf Mützenich.
Die Strategie der Union bleibt: erst eine „sehr schnelle Festlegung von Bundeskanzler Scholz für die Abstimmung über die Vertrauensfrage in diesem Jahr“ und dann „Gespräche über etwaige noch zwingend zu behandelnde Themen im Bundestag“. Wie die SZ berichtet, brachte Merz wegen des Zögerns des Kanzlers eine Neuwahl am 16. oder 23. Februar ins Spiel. Beide Termine bezeichnete er demnach im Fraktionsvorstand als „geeignet“.
Die nächste Eskalationsstufe: Schnell entscheiden soll der Kanzler trotzdem. Das ist der Union wichtig. Solange die Vertrauensfrage nicht gestellt sei, wolle man Bundestags-Tagesordnungen ab sofort pauschal ablehnen, sagte der Parlamentarische Geschäftsführer Alexander Hoffmann (CSU). Ausnahmen soll es nur für „Vorgänge von außerordentlicher Dringlichkeit oder überfraktioneller Einigkeit“ geben.
Mitreden wollen auch die Grünen. „Wir erwarten, dass er noch in dieser Woche Klarheit schafft“, sagte Ricarda Lang (Grüne) gestern. Und dann war da ja noch etwas in den Vereinigten Staaten vergangene Woche. Angesichts der schwierigen außenpolitischen Lage brauche es „ein geordnetes Verfahren und Sicherheit für den Wahltermin“, sagte Außenministerin Annalena Baerbock (Grüne) beim SZ Wirtschaftsgipfel (dazu unten mehr).