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Klingbeil sichert seine Macht mit Loyalisten

Als Mitarbeiter von Gerhard Schröder und unter seinem Förderer Martin Schulz hat SPD-Chef und Vizekanzler Lars Klingbeil gelernt, wie wichtig Loyalität und treue Genossen sind. Nun hat er an der Spitze der Partei ein gutes Dutzend Loyalisten um sich geschart, schreiben Georg Ismar und Vivien Timmler in der SZ. Sein Netz reicht von Björn Böhning im Finanzministerium über Matthias Miersch in der Fraktion, den designierten neuen Generalsekretär Tim Klüssendorf im Willy-Brandt-Haus bis hin zu Steffen Meyer im Bundespresseamt.

Das Ziel: Kanzler 2029? Aus seiner Sicht unsichere Kantonisten wie Hubertus Heil wurden hingegen kaltgestellt. Klingbeil hat sein Netzwerk der Getreuen gezielt aufgebaut, um seine Macht abzusichern und die Koalition mit der Union zum Erfolg zu führen. Das Geflecht von loyalen Mitstreitern soll Reibungsverluste in der SPD verhindern und im Idealfall dem Projekt Kanzlerkandidatur 2029 den Weg ebnen.

Ambitionierter Nachwuchs: Im SPD-Präsidium hat sich Klingbeil eine lange nicht gekannte Geschlossenheit erarbeitet. So wie Schulz ihn früh förderte, macht Klingbeil es nun auch mit jungen Abgeordneten. Etwa mit Tim Klüssendorf, der mit erst 33 bereits Generalsekretär der Partei werden soll. Ähnlich war es mit Verena Hubertz. Die 37-Jährige hat für eine Sozialdemokratin ein eher ungewöhnliches Profil, studierte an einer Privatuniversität und gründete ein Start-up. Klingbeil hat sie zur Bauministerin gemacht.

Ein Fraktionschef ohne eigene Agenda: Damit im Parlament nichts schiefläuft, hat Klingbeil die Schlüsselposition des Fraktionschefs mit einem weiteren Vertrauten besetzt: Matthias Miersch. Der kommt wie Klingbeil aus Niedersachsen und ist Teil der sogenannten Hannover-Connection. Die beiden kennen sich ebenfalls lange und gut, vertrauen einander. Klingbeil ist angewiesen auf einen, der ihm die Fraktion zusammenhält, frustrierte Abgeordnete einhegt und Mehrheiten sichert. Auf einen, der in seinem Interesse handelt und keine eigene politische Agenda verfolgt, wie es Jens Spahn auf Unionsseite nachgesagt wird.

Wegweisende Wahl: Als wichtige Wegmarke gilt die Wahl in Rheinland-Pfalz im März 2026. Geht sie und damit das Ministerpräsidentenamt verloren, dürfte es für Klingbeil ungemütlich werden. Spätestens dann wird sich zeigen, wie geschlossen die Genossen hinter ihm und seinem Kurs stehen – und wie loyal alle Loyalisten wirklich sind.