Das weltweite Börsenbeben hat tausende Milliarden Dollar an Wert vernichtet – zumindest auf dem Papier. Inzwischen sind aber auch die Rohstoffpreise deutlich gefallen – ein klares Zeichen für die Furcht vor einer weltweiten Rezession. Es berichtet Peter Ehrlich. Der Crash-Höhepunkt war gestern Morgen, als der Aktienindex in Hongkong um über 13 Prozent fiel und der deutsche Dax mit einem Minus von zehn Prozent eröffnete. Nachmittags hatte sich das Minus in Frankfurt und anderen europäischen Börsen verringert, weil sich die US-Börsen nach dem Kursrutsch am Donnerstag und Freitag stabilisierten und zeitweise im Plus lagen.
Crash-Ursache: Die Zollpolitik von US-Präsident Donald Trump hat inzwischen viele der Kursgewinne seit seinem Wahlsieg eliminiert. Das könnte man als Korrektur von Überbewertungen durchgehen lassen. Geringere Börsenkurse drücken aber auch auf Investitionen und in Ländern wie den USA, wo Aktienfonds eine große Rolle bei der Altersversorgung spielen, auf den Konsum. Welche Art von Crash wir gerade sehen, werden die nächsten Tage und Wochen zeigen.
Crash-Historie: Am „schwarzen Montag“ im Oktober 1987 etwa fiel der Dow Jones um spektakuläre 23 Prozent. Im März 2000 platzte die sogenannte Dotcom-Blase, weil Internet- und Telekommunikationsunternehmen hoffnungslos überbewertet waren. Das reale Wachstum in den in der OECD zusammengeschlossenen Industriestaaten war aber in beiden Fällen kaum betroffen. Ganz anders verliefen die große Finanzkrise 2008 und der Anfang der Corona-Pandemie. 2009 schrumpften die OECD-Länder zusammen um 3,4, 2020 sogar um 3,9 Prozent. Während die große Finanzkrise durch überbewertete US-Immobilien und zweifelhafte Finanzierungsmodelle ausgelöst wurde, reagierten die Börsen im Jahr 2020 auf die kurzfristige Schließung ganzer Industriezweige und die Unterbrechung des Welthandels.
Crash-Folgen I: Trump postete gestern Durchhalte-Parolen. Die US-Amerikanerinnen und -Amerikaner sollten stark, mutig und geduldig sein, danach werde alles ganz wunderbar. Große Banken dagegen warnen vor einer Rezession: J.P. Morgan sieht für die USA nun eine Rezessionswahrscheinlichkeit von 60 Prozent, Goldman Sachs erhöhte in seiner Einschätzung die Rezessionsaussicht von 20 auf 45 Prozent. Der Fondsmanager Bill Ackman, eigentlich ein Trump-Unterstützer, warnte bei einer Fortsetzung der radikalen Zollpolitik vor einem „wirtschaftlichen atomaren Winter“. Die USA trieben sich selbst in Richtung Rezession, sagte Kanadas Regierungschef Mark Carney.
Crash-Folgen II: Der Preis für die meistgehandelten Ölsorten liegt nur noch bei etwas über 60 Dollar pro Barrel und damit über 25 Prozent niedriger als vor einem Jahr, Russland kann sein Öl nur noch für gut 50 Dollar pro Barrel verkaufen. Auch Erdgas und Kupfer wurden billiger, weil mit geringerer Nachfrage gerechnet wird. Der Vix-Index, der die Unsicherheit an den Finanzmärkten abbildet, steht so hoch wie zuletzt in den ersten Zeiten der Pandemie.